Die spätmittelalterliche Deckenmalerei der Kirche des Dorfes Tandslet, entstanden im Jahr 1501, ist ein Meisterwerk der frühen Renaissance im südlichen Dänemark bzw. dem einstigen Herzogtum Schleswig. Ein opulentes Rankenwerk zieht sich über die vier Kappen über dem Altarbereich, dazwischen immer wieder Blumenbuketts, die am deutlichsten die Renaissance ankündigen. Biblische Motive finden sich allein auf der vorderen Kappe über dem Altar, nämlich Christus, Maria und Johannes der Täufer zwischen einer Himmelsburg links und einem Teufelsmaul rechts. Diese Elemente wurden koloriert.

Während der Engel über der Stadt gekonnt aufgezeichnet wurde, hat der Künstler auf die Stadtarchitektur weniger Sorgfalt verwendet. Es handelt sich um einen zeitgenössischen Kirchenbau, der mit der Schilderung aus der Apokalypse nichts gemein hat. Bemerkenswert sind die zwei Türen der Stadt, links offen, rechts verschlossen. In die linke Tür rettet sich eine nackte Seele über eine ausgeklappte Rampe in die Stadt, von der links eine Art Netz ausgeht, das sich bis zur rechten Wandseite zieht und dort im Höllenschlund endet. In diesem Netz öffnen sich die Gräber zum Jüngsten Gericht, und man findet entweder im Himmlischen Jerusalem Schutz oder ist der Hölle ausgeliefert.
Die Malerei wurde von der Malschule des Peder (Peter) Lykt ausgemalt, der zur gleichen Zeit eine ähnliche Fassung in Nordborg ausgeführt hat. Beide Kirchen befinden sich auf der Insel Alsen, andere Weltgerichte, ebenfalls alle mit dem Himmlischen Jerusalem als Torturm, findet man auch in Flensburg, in Holbøl und in Broager – alles Orte, die zum Bistum Schleswig gehörten. Lykt war offensichtlich in diesem deutsch-dänischen Grenzraum tätig. Einer seiner Mitarbeiter war möglicherweise ein Maler U. Hut oder ein Maler Uhut. Inmitten der Folterszenen vor dem Teufelsmaul der Malerei in Tanslet findet man ein unauffälliges Schriftband mit diesem Namen (möglicherweise ist der letzte Buchstabe auch ein Kreuz).

Die genaue Bedeutung dieses „Uhut“ bleibt rätselhaft. Wäre es eine Signatur von 1501, dann wäre es eine kleine Sensation und eine der ältesten Künstlersignaturen Dänemarks. Möglicherweise ist es ein Schriftband, dass die Stöhnlaute von Gefolterten wiedergeben soll? Oder der Teufel erschreckt wie ein Gespenst mit einem Art „Huhuhu“? Nach anderer Deutung hat sich hier lediglich ein späterer Restaurator verewigt – allerdings konnte bislang keiner mit diesem Namen ausfindig gemacht werden.
Fra Als og Sundeved, Bd. 35: Minder fra Tandslet Sogn, Sønderborg 1956.
Claus Bernet: Das Neue Jerusalem in Skandinavien, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 23).



