
Walter Loosli (1932-2015) aus Köniz bei Bern wurde Ende des zweiten Jahrtausends mit den Fenstergestaltungen der reformierten Kirche von Kappelen-Werdt (Kanton Bern) angetragen. Im Sommer 1999 hat der Künstler seine Vorstellungen der Gemeinde präsentieren: Acht Entwürfe auf Papier wurden den Fenstern vorgehängt, diskutiert und schließlich angenommen. Nach nur weiteren drei Monaten erfolgte die Herstellung durch die Berner Glasmanufaktur Reich & Co, mit der Loosli regelmäßig zusammenarbeitet hat.
Die Doppelfenster im Kirchenschiff thematisieren die Entstehung der ersten Welt (Paradies) bis hin zur zweiten Welt (Neues Jerusalem). Sie durchziehen wie ein Fries oder ein Band die acht Fenster der Kirche und stellen eine harmonische Einheit dar. Somit ist es gelungen, die teilweise romanische Fenster, im Westen gotischen und modernen Spitzbogenfenster sowie das im Osten barocke Rundbogenfenster endlich kompositorisch wie inhaltlich zu verbinden.
Bei der Ausgestaltung des Neuen Jerusalem (rechte Kirchenschiffseite, Mitte) hat sich Loosli nach eigenem Bekunden an ein kurz zuvor abgeschlossenes Glasfenster für die römisch-katholische Kirche Heiliggeist (Interlaken) angelehnt, mit leichten Modifikationen, da auf die Perlen wie auf den Thron Gottes hier verzichtet wurde. Anders als in Interlaken ist die Stadtdarstellung in Kappelen auch nicht durch einen Trägerbalken zweigeteilt. Direkt neben dem Jerusalemmotiv hat Loosli die Schlange im Paradiesbaum mit einigen der roten Früchte dargestellt. Diese Erzählung steht eigentlich lange vor dem Himmlischen Jerusalem in der Genesis. Da jedoch der Blick des Besuchers bei Betreten der Kirche unter der Orgelempore zunächst auf diese Fenstermalerei fällt, wurde an dieser Position der Beginn der biblischen Erzählung eingefügt.
Rolf Weibel: Kirche Kappelen-Werdt. Fenster von Walter Loosli, o.O. um 2000.
Walter Loosli, Stefan Trümpler, Heinz Zwahlen, Fred Zaugg: Glasfenster und Wandgestaltung, Bern 2001.
Walter Loosli: Glasbilder, Entwürfe, Holzschnitte, Reliefs, Plastiken. Kirchgemeindehaus Johannes Bern, 27.5. – 19.6.2005, Köniz 2005.
Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hg.): Kunstführer durch die Schweiz, 3: Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Bern, Solothurn, Bern 2005.
Caviezel-Rüegg, Zita Walter, Matthias Walter: Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Bern 2018.