Jacques Pecnard (1922-2012): Gemälde „La Jérusalem céleste“ (um 1990)

Jacques Pecnard (1922-2012) war in erster Linie Gebrauchsgrafiker für Pariser Verlage wie Hachette, Flammarion, die Sammlung Rouge et Or, die Éditions Larousse, für die Tageszeitung France-Soir und Zeitschriften wie Elle und Femina. Daneben illustrierte er große Werke der Weltliteratur, mit denen er sich auch inhaltlich intensiv auseinandersetzte – Pecnard war ein großer Kenner der abendländischen Kultur. Um 1970 änderte er seinen künstlerischen Stil merklich; Pecnard wandte sich der Malerei zu, die Zahl der Buchillustrationen nahm ab. Er wurde jetzt ein erfolgreicher Porträtist von Politikern wie Charles de Gaulle oder Jacques Chirac. Sein größter Erfolg war dann der offizielle Auftrag der Stadt Paris zu einem Triptychon anlässlich des Befreiungsjubiläums der Stadt vom Faschismus.
Zusammen mit „Les cavaliers de l’Apocalypse“ („Die Reiter der Apokalypse“) entstand um 1990 das Ölgemälde „La Jérusalem céleste“(„Das Himmlische Jerusalem“, 186 x 122 Zentimeter), zunächst für eine überarbeitete Auflage seiner „La Bible racontée à tous“ aus dem Jahr 1958, zu der es aber nicht kam. Seine Gemälde zur Johannesoffenbarung wurden einmal in einer Galerie von Montmorency und einmal von einer Kirchengemeinde in Paris öffentlich ausgestellt, verblieben jedoch im Besitz des Künstlers und wurden erst als dem Nachlass heraus zum Verkauf angeboten.
Nach Vorstellung von Pecnard verwandelt sich der zu Tode gefolterte Jesus zum ewigen Christus, dessen Todeskreuz zum Siegeszeichen mutiert. Ein Blitz (links) lässt die neue Zeit anbrechen. Die Stadt im Hintergrund ist nicht länger das palästinensische Jerusalem, sondern das überzeitliche und überörtliche Neue Jerusalem. Es wird von oben herab durch eine Lichtquelle, deren Zentrum sich außerhalb des Bildes befindet, hell erleuchtet. Vorlage war die bekannte Stadtdarstellung nach Gustave Doré aus dem Jahr 1865; bei dem Haupt der Christusfigur soll, so teilte Pecnard 2015 mit, Albrecht Dürer Pate gestanden haben.

 

tags: Apokalypsezyklus
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