Wilhelm Polders (1914-1992): Ewigkeitslampe aus St. Maria Magdalena in Kevelaer (1953)

Die sogenannten Ewigen Lichter, auch Ewigkeitslampen genant, die in römisch-katholischen Kirchen meist in der Nähe des Tabernakels aufgestellt sind, wären eigentlich hervorragend dazu geeignet, das Himmlische Jerusalem zu präsentieren: Aus oder von diesen Objekten könnte das ausgehende Licht die Strahlen des Lichts aus der himmlischen Stadt heraus darstellen. Tatsächlich aber bildete sich keine Tradition von bestimmten biblischen Szenen oder Motive auf diesen Lichtern.
Beispiele mit dem Neuen Jerusalem gibt es nur wenige. Da eine Ewigkeitslampe samt Tabernakel aus St. Josef in Gelsenkirchen-Scholven gestohlen wurde, ist heute eine Ewigkeitslampe aus Goch das älteste erhaltene Beispiel. Man findet es dort in der römisch-katholischen Kirche St. Maria Magdalena, an der Nordseite des Chors. Sie wurde 1953 hergestellt und ist an drei Seilen aufgehängt. Der Lampe gegenüber, rechts vom Altar, wurde wenige Jahre später ein Glasfenster eingebaut, welches ebenfalls das Neue Jerusalem zum Thema hat.
Auf der Lampe mit drei jeweils 70 Zentimeter langen Armen wurden drei zinnglasierte und bemalte Keramiken angebracht, die alle das Thema Licht sowie die Präsenz Gottes zum Thema haben: Erstens Moses und der brennende Dornbusch, zweitens die Geburt Jesu und der Stern von Bethlehem sowie drittens das Himmlische Jerusalem mit dem Lamm Gottes. Eine Vorder- oder Rückseite gibt es hier nicht, ja nach Drehung und Hängung ist mal die eine, mal die andere der Majoliken zu sehen. Sie alle vereint ein tiefblauer Hintergrund, wobei sich auf der Seite mit dem Himmlische Jerusalem das weiße Lamm besonders deutlich hervorhebt.

Die Stadt ist merklich dunkler, auch durch die Verrußung, da die Aufnahmen noch vor der Restaurierung 2025 herrühren. Die Stadt zeigt sich als Viereck, in das der Künstler Wege in Form eines Kreuzes eingezogen hat. Das Innere der Stadt kann man deswegen sehen, da einer der vier Ecktürme nach unten gezogen wurde und die Stadt um 90 Grad gedreht ist. Mit ihren Kreuzen erinnern sie an Kirchtürme, während die farbigen Rechtecke unten nicht etwa Tore sind, sondern jeweils drei Edelsteine des Fundaments. Die Tore sind weiße Rundbögen, die hier der grünen Stadtmauer aufgesetzt sind.

Das Kunstwerk, eine dreiflügelige Schale aus versilbertem Metall, ist eine Arbeit von Wilhelm Polders (1914-1992), der dieses Objekt direkt über der Jerusalemsdarstellung in Latein signiert hat. Polders hatte sich auf Gold- und Silberschmiedekunst spezialisiert und sein Atelier befand sich am Ort, also in Kevelaer. Dieses Atelier hatte sein Großvater gegründet, und noch 2025 befand sich der Betrieb in fünfter Generation in Familienbesitz. Wilhelm Polders erwarb eine akademische Ausbildung und hatte sein Handwerk an verschiedenen Orten perfektioniert. Zunächst besuchte er die damals renommierte Kunstgewerbeschule in Krefeld, arbeitete dann bei dem Bildhauers Jupp Brüx in Kleve, bevor ihn seine Wanderjahre als Geselle nach Regensburg, Innsbruck und Bozen brachten. Ein weiteres Mal studierte er an der Wiener Akademie für angewandte Kunst, wo er 1939 seine Meisterprüfung ablegte. 

Kirchengerät. kirchliche Goldschmiede- und Textilkunst, Altäre, Taufsteine, Bücher und Gestühl im Jahrbuch für Christliche Kunst 1957/58, München 1958.
S. Maria-Magdalena gestern + heute, Goch 1973.
Die katholische Pfarrkirche St. Maria Magdalena in Goch in Geschichte und Kunst, Goch (1998).

 

tags: Ewigkeitslampe, Niederrhein, Majolika, Labyrinth, Silberarbeit, Siegeslamm
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