
Etwa 95 Prozent aller Kunstwerke mit dem Motiv des Himmlischen Jerusalem entstanden in einem sakralen Kontext, 25 Prozent als Glasmalereien, etwa nochmals 25 Prozent in Buchausgaben (Miniaturen, Bibeln, frommen Schriften), 18 Prozent auf Ölmalereien, 10 Prozent in Stein (Tympanon, Gräber, Mosaike) und noch einmal 10 Prozent als Liturgica (vor allem Tabernakel, aber auch Leuchter, Paramente, Schmuckkreuze etc. In nur ganz wenigen Ausnahmefällen wurde das Thema von Künstlern für ein Objekt l’art pour l’art aufgegriffen, so beispielsweise zwei Bronzetafeln von Max Faller (um 1995), eine Säule von Claudio Cavani (1999) oder eine Skulptur von Edith Wolff (2000).
Eine weitere solche Ausnahme ist eine Skulptur, die zwar in einer Kirche ausgestellt war, aber auch für ein profanes Umfeld geeignet ist, etwa als Brunnen oder für einen Garten.
Die Arbeit hat den zweifachen Titel „Le long chemin de vie“/„Jérusalem céleste“ und entstand zu Beginn der 1990er Jahre. Aus mehreren versetzten Scheiben entsteht eine schiefe Tonne. In den Rändern dieser Tonne mag man den langen Weg oder Aufstieg nach oben sehen, zum Himmlischen Jerusalem. Auf die obere Schräge sind in braunem Ton Mauern und Tore gesetzt, weder rund noch quadratisch, sondern ohne klare geometrische Struktur. Hin und wieder gibt es kleine Durchbrüche in den Mauern als Tore in die Stadt. Innen befinden sich eine Gruppe weißer Bauten oder Türme, die mit ihren Helmen fast wie Pilze der Gattung Helmlinge aussehen, wenn sie nicht Fenster und Türen hätten.
Es ist ein Werk von Anne Gosselin und ihrem Atelier in Longueville-sur-Scie in der Normandie. Sie wurde 1958 in Etaples-sur-Mer (Region Hauts-de-France) geboren. Als Autodidaktin kam sie nach mehreren Jahren als Keramikerin auch zur Bildhauerei. Seit 1992 ist sie Mitglied des Maison des Artistes, 2015 kam es zu einer Ausstellung in der Kirche von Sainte-Marguerite-sur-Mer, wo dieses Werkstück erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde.
Mémoires de pêche. Poèmes de Gérard Gosselin, et sculptures d’Anne Gosselin, Longueville-sur-Scie 1995.