Rudolf Yelin (1902-1991): Evangelische Kirche von Ostelsheim (1961)

Im Jahr 1956 hatte Rudolf Yelin der Jüngere (1902-1991) die Glasfenster der evangelischen Kirche von Althengstett (Nordschwarzwald) fertiggestellt. In Ostelsheim wünschte man das gleiche Motiv. Die dortige Kirche, ebenfalls evangelisch, war mit der Nachbargemeinde Althengstett eng verbunden, die Pfarrer machten gegenseitig Urlaubsvertretung, die Küster betreuten zeitweise beide Kirchen zusammen. Wie vermutlich in Althengstett hat Yelin in Ostelsheim nachweislich mit der Glasmanufaktur Valentin Saile in Stuttgart zusammen gearbeitet.

Auch hier war es eine Purifizierung: Das historische Fenster im Altarbereich wurde, mit dem oft zu findenden Argument angeblicher „Dunkelheit“, durch eine damals als modern empfundene Neuverglasung ausgetauscht (die letztlich auch nicht viel heller als das vorherige Fenster war).

Anders als in Althengstett stand Yelin nur dieses eine schmale Fensterband für Motive zur Verfügung. Yelin wählte dafür die gleichen Themen: unten eine Szene aus dem Leben Jesu, in der Mitte der auferstandene Christus (hier wieder mit der Siegesfahne, dem Georgskreuz) und ganz oben das Himmlische Jerusalem.

Die Darstellungsweise der Stadt hatte der Künstler in wenigen Jahren entscheidend verändert: Es sind nicht länger Häuser, sondern die Tore, welche die Stadt zur Darstellung bringen. Yelin hat zwölf wuchtige Tore in Blockform in einem Oval zusammengefügt, die sich gegenseitig so überlappen, dass kein Raum für Mauern mehr frei bleibt. Ebenfalls frei ist die Mitte – eigentlich der Ort des Lammes, einer Trinitätsdarstellung oder von Christus, was aber bereits schon darunter dargestellt war, womit sich eine Verdoppelung verbot. Die zwölf Tore schimmern im Inneren wahlweise Rot, Blau und Violett, wodurch mit der goldgelben Rahmung ein traditionelles Bild entsteht, dass man auch anders so oder ähnlich bei anderen Künstlern finden kann (Rockenau 1959, Magstadt 1960, Dortmund Hörde 1964).

Christa Birkenmaier (Hrsg.): Rudolf Yelin d. J., 1902-1991. Leben und Werk, Petersberg 2019.

 

tags: Rudolf Yelin, Schwarzwald, Georgskreuz
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