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1959, Zur Zuflucht, Rockenau, Württemberg 1 © Claus Bernet

Christof Grüger (1926-2014): Evangelische Kirche in Rockenau (1959)

„Zur Zuflucht“ heißt eine evangelische Kirche in Rockenau bei Eberbach am Neckar, die im Jahr 1959 als Vertriebenenkirche fertiggestellt wurde. Der Bau liegt abseits bedeutender Verkehrswege, ist meist verschlossen und überregional zu Unrecht kaum bekannt. Die umfangreiche Fenstergestaltung des Nachkriegsbaus übernahm Christof Grüger (1926-2014). Sie ist in zweifacher Hinsicht bemerkenswert: Zunächst hat hier der Künstler in seinem frühen Schaffen erstmalig das Neue Jerusalem thematisch aufgegriffen, noch viele weitere Arbeiten sollten folgen. Dann ist es, soweit mir bekannt, die einzige Darstellung von Grüger in Westdeutschland; alle seine übrigen Glasmalereien des Neuen Jerusalem befinden sich in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, vorzugsweise in Sachsen-Anhalt. Zudem ist die Arbeit von außerordentlicher handwerklicher Qualität; auch Grüger selbst zählte Rockenau zu den besten seiner Werke.
Christof Grügers Himmlisches Jerusalem der 1950er Jahre zeigt im Zentrum anstelle eines Tempels oder des Lamms das altkirchliche Christusmonogramm in weißer Farbe. Es ist umgeben von zwölf einfachen Himmelspforten, die aus drei Blöcken zusammengesetzt sind, jeweils vor einigen sich verbreitenden Streifen, die das Fundament der Tore darstellen. Diese Fundamente verbreiten sich derart, dass sie sich gegenseitig berühren und kaum mehr Platz für eine Stadtmauer lassen. Der Raum zwischen den Toren weist keine eigene Gestaltung auf, sondern wurde rot belassen. Horizontale Linien in den Toren zeigen an, dass sie noch geschlossen sind. Die vier vorderen Tore sind weiß, die übrigen hellbraun. Da es sich um ein schmales Fensterband handelte, war es nicht möglich, eine Kreis- oder Quadratform für die Stadt zu wählen. Die Art der Gestaltung verweist noch auf das Formempfinden der 1920er Jahre, wirklich modern war diese Arbeit noch nicht.
Man findet das Fenster vorne zum Altar hin an der rechten Seite. Wie alle weiteren Fenster ist es auch von der Rückseite aus begehbar; hier befindet sich ein kleiner Raum für den Pfarrer zur Vorbereitung auf den Gottesdienst.

20 Jahre Kirchenbau in der Evangelischen Landeskirche in Baden, Karlsruhe 1968.
Ruth Pape: Der Glasgestalter Christof Grüger, in: Bildende Kunst, 33, 7, 1985, S. 316-316a.
Claus Bernet: Spezialband: Himmelspforten vom Mittelalter bis heute (Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 4), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 46).

 

tags: Christof Grüger, Württemberg, Christusmonogramm
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