Eine Weiterentwicklung seines Fensters der Kirche St. Blasius in Hannoversch Münden (1976) schuf Gerhard Hausmann (1922-2015) im Jahre 2000: „Man war an mich herangetreten, weil man meine Arbeit in Münden kannte und es als eine passende moderne Lösung für einen jahrhundertealten Bau fand. Ich hatte ja schon enge Kontakte zur Gemeinde, weil ich 1978 schon ein Fenster für die Kirche erstellt hatte. Nun wollten die Lüneburger eine weitere Arbeit von mir, in unmittelbarer Nähe, quasi ein Nachbarfenster. Auch hier waren die Vorarbeiten langwierig, da mit dem Denkmalsamt und mit dem Förderkreis der Kirche gerungen werden musste, eine für alle gute Lösung zu finden. (…) Auch hier erschließt sich der Zusammenhang nicht sofort – sondern die Form, die Farbe, die Tönung und der Lichteinfall sollen genauso ein Gewicht haben wie figürliche Elemente, die man sehr wohl finden kann, wenn man sich die Mühe macht, sich auf eine längere Betrachtung einzulassen.“ Damit meinte der Künstler die Wellen des Lebensflusses, Bögen der Tore an verschiedenen Stellen oder die Krone der Märtyrer rechts oben. Dominierend sind verschiedene Rottöne, unterbrochen durch gelbe, grüne oder blaue Farbinseln. Das insgesamt 385 x 180 Zentimeter große Fenster, strukturiert durch bereits vorhandene Backsteinrippen auf drei Bahnen, befindet sich in der Lüneburger evangelischen St. Johanniskirche und ist dort ein wichtiger Punkt bei den sonntäglichen Kirchenführungen. Zufällig oder bewusst befindet es sich in unmittelbarer Nähe eines Epitaphs von 1628, welches ebenfalls das Himmlische Jerusalem zeigt.
Ingo Reimann: Innenrenovierung der St. Johanniskirche Lüneburg. Festschrift zur Wiedereröffnung, Lüneburg 2007.
Claus Bernet: Neues vom Neuen Jerusalem: Kunstwerke ab dem Jahre 2000 (Teil 2), Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 42).
Martin Voigt: St. Johanniskirche Lüneburg, Berlin 2017 (8).
Martin Voigt: Die St. Johanniskirche in Lüneburg. Der Erzählschatz mittelalterlicher Kirchen, München 2013.