Konstandinos und Athanasios: Fresken aus dem Athoskloster Xenofontos (1637)

Unmittelbar neben dem Kloster Dochiariou mit seinem Freskenzyklus zu der Johannesoffenbarung liegt das weniger bekannte Kloster Xenofontos im Nordwesten der Halbinsel Chalkidiki in Griechenland. Auch dieses Kloster hat ein beachtliches Alter aufzuweisen, es wurde gegen Ende des 9. Jahrhundert erbaut. Hier befinden sich die Fresken mit den Apokalypsedarstellungen, einschließlich des Himmlischen Jerusalem, im Atrium des Katholikon. Dieses Atrium fungierte einst auch als Vestibül des Refektoriums, die Mönche kamen hier also mehrmals täglich vorbei und hatten, wenn sie aufmerksam waren, die endzeitliche Thematik ständig vor Augen. Die Fresken wurden auf das Jahr 1637 datiert, sie sind also wesentlich jünger als diese aus Dochiariou oder Dionysiou und werden der kretischen Schule zugeordnet, darunter waren die Maler Konstandinos und Athanasios. Nach einem halben Jahrhundert kam es zu Änderungen: Der Hintergrund ist dunkelblau bis schwarz, was dem ganzen den Charakter einer nächtlichen Szene gibt, was durchaus der Fall sein könnte, da die Johannesoffenbarung keine Angaben dazu macht, zu welcher Tages- oder Nachtzeit sich die Vision des Erscheinens der Stadt Jerusalem ereignet hat (bzw. ereignen wird). Neu ist der symmetrische Staffelbau in der Stadtmitte, deren Dächer gekonnt vom göttlichen Licht links beschienen werden, wo es offensichtlich vom Trinitätssymbol ausgeht. Sucht man nach Vorbildern solcher oder ähnlicher symmetrischer Zentralbauten im Renaissancestil, so findet man sie bei Darstellungen der Maria Immaculata, etwa von Adriaen Isenbrant (um 1530). Die Stadt wird auch nicht länger von oben gezeigt, sondern der Betrachter scheint vor einer der vier Mauerseiten mit drei von insgesamt zwölf Toren zu stehen. Sie alle sind mit Engeln besetzt, die teilweise zerstört sind. Dies rührt daher, dass die Mönche über Jahrhunderte auf dieser Höhe mit ihren Kutten beim Durchschreiten des Atriums die Malereien langsam abgerieben haben.

Paul Huber: Apokalypse. Bilderzyklen zur Johannes-Offenbarung in Trier, auf dem Athos und von Caillaud d’Angers, Düsseldorf 1989.
Massimo Capuani, Maurizio Paparozzi: Athos, Milano 1997.
Kriton Chrysochoidis: I monasteri del Monte Athos e il mondo ortodosso dopo la caduta Constantinopoli, in: Grigore Arbore Popescu (Hrsg.): Christiani d’ Oriente: Spiritualità, arte e potere nell’ Europa post bizantina, Milano 1999, S. 71-77.
ΜΕΛΕΤΕΣ ΙΣΤΟΡΙΑΣ ΤΗΣ ΜΕΤΑΒΥΖΑΝΤΙΝΗΣ ΤΕΧΝΗΣ, Θεσσαλονίκη 2013.

 

tags: Griechenland, Orthodoxie, Athoskloster, Trinitätssymbol
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