Auf Korsika hat sich neben der Ausmalung von Santa Maria Assunta in Furiani (Ende 15. Jh.) noch eine weitere Variante der Malerei mit dem Himmlischen Jerusalem erhalten. Es handelt sich um die Chormalerei der Thomas-Kapelle (San Tumasgiu) in Pastoreccia (Pastureccia). Sie entstand vermutlich um 1500, wurde aber schon nach zwei Generationen übermalt und hat deswegen die Jahrhunderte sehr gut überdauert. Es wird angenommen, dass hier die gleiche Malerschule wie in Furiani tätig gewesen war. Ähnlich ist auch die Lage vom Meer abgewandt im bergigen Hinterland auf einer Anhöhe, abseits der eigentlichen Siedlung. Bemalte man in Furiani eine bereits Jahrhunderte alte Kirche, entstanden hier die Fresken unmittelbar bei der Erbauung der Kirche um 1500. Das Ergebnis in der östlich gelegenen Apsis ist jedoch ähnlich: Beeindruckend ist auch hier vor allem der suggestive Gesichtsausdruck der zentralen Christusfigur, der die Blicke auf sich zieht. Von daher fällt die symmetrische Himmelsarchitektur zu seinen beiden Seiten weniger auf. Der dreistöckige Bau selbst ist zudem monochrom violettfarben gehalten und hat damit eine ähnliche Färbung wie der rote Hintergrund. In Dachbereich bricht der Bau auf und zeigt wie Flammen züngelnde Krabben im Flamboyantstil. Genau dort, wo sich der Haupteingang befinden wird, hat der Künstler den Christuskopf mit dem Nimbus gesetzt. Vor diesem Bau spielen noch zwei Engel Laute und Kornett, verziert mit dem Georgskreuz, einer Moderscheinung dieser Zeit, die sich auf zahlreichen Darstellungen des Himmlischen Jerusalem entdecken lässt, vornehmlich im Raum Piemont.
Nach Santa Maria Assunta in Furiani konnte auch dieses Bauwerk mit seinen Malereien umfassend restauriert und konserviert werden, von einem Team um Romuald Casier, Sébastien Celeri und Vittoria Giartosio. Im Ergebnis kann man wieder viele Einzelheiten und vor allem die ursprüngliche Leuchtkraft dieser Malereien erleben:
Joseph Orsolini: L’art de la fresque en Corse de 1450 a 1520, Genova 1989.
Pierre Bertoncini (Bearb.): Pleut-il toujours dans la chapelle San Tumasgiu? Mécénat, archivage, restauration et exploitation, quelles entreprises privées pour le patrimoine culturel en Corse, Paris 2014.