
Santa Maria in Furiani und Sankt Thomas in Pastoreccia (15. Jh.)
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Claus Bernet
- Januar 20, 2022
Furiani ist heute eine Gemeinde mit etwa 5.000 Einwohnern auf Korsika. Die dortige Marienkapelle gehört zu den ältesten Bauten der Insel, ihre Malereien werden auf das 15. Jahrhundert geschätzt. Die Freskenmaler waren vermutlich Mönche gewesen, einer hatte nachweislich den Namen „Bertolom“. 2013 wurde die Kapelle von Jean Manuel Paoli umfassend restauriert und dokumentiert.
In der Apside ist Christus Pantokrator dargestellt, auf seinem Thron sitzend. Im oberen Teil verwandelt sich der Thron in das Himmlische Jerusalem mit Fenstern und Toren. Die schwarzen Öffnungen markieren seine zahlreichen Fenster. Mindestens dreistöckig ist diese Turmanlage, die sich möglicherweise nach oben oder unten fortsetzt. Teile der goldfarbenen Architektur kragen an den Seiten nach außen. In dieser ungewöhnlichen Kombination von Stadt und Thron ist Jerusalem kaum einmal dargestellt worden.
Geneviève Moracchini-Mazel: Les monuments paléochrétiens de la Corse, Paris 1967.
Joseph Orsolini: L’art de la fresque en Corse de 1450 à 1520, Genova 1989.
Auf Korsika hat sich eine Variante der Malerei von Furiani erhalten. Es handelt sich um die Chormalerei der Thomas-Kapelle (San Tumasgiu) in Pastoreccia (Pastureccia). Sie entstand vermutlich um 1500 und wurde schon nach zwei Generationen übermalt und hat deswegen die Zeiten sehr gut überdauert. Beeindruckend ist vor allem der suggestive Gesichtsausdruck der zentralen Christusfigur, der die Blicke auf sich zieht. Von daher fällt die symmetrische Himmelsarchitektur zu seinen beiden Seiten weniger auf. Der Bau selbst ist zudem monochrom violettfarben gehalten und hat damit eine ähnliche Färbung wie der rote Hintergrund. Vor diesem Bau spielen noch zwei Engel Laute und Kornett.
Joseph Orsolini: L’art de la fresque en Corse de 1450 a 1520, Genova 1989.