St Pie X et St Luc ist eine römisch-katholische Kirche in Essey-lès-Nancy, einer französischen Gemeinde mit 8.500 Einwohnern im Département Meurthe-et-Moselle. Der nüchterne Nachkriegsbau von 1967 war vor allem im Altarbereich ohne besondere künstlerische Ausgestaltung, auch kunsthistorisch wurde dem Bau bislang keine Aufmerksamkeit geschenkt, nennenswerte Literatur konnte ich nicht finden. Alle weiteren Angaben wurden daher vor Ort erfragt:
In den 1980er Jahren wurden innerhalb der Gemeinde verschiedene Lösungen entwickelt, diesen Bereich mit Farbe, Wärme und optischen Bezugspunkten aufzuwerten.
An der Altarwand der Kirche wurde schließlich eine dreiteilige Tapisserie angebracht, die der Apokalypse gewidmet ist. Es handelt sich um eine dauerhafte Installation, für die ein Beleuchtungskonzept entwickelt wurde, wodurch die Elemente des Wandteppichs bei Dämmerung oder Dunkelheit vom Altar aus herableuchten, eingepasst zwischen eigens entwickelten Holzpaneelen, die dem nackten Beton etwas entgegensetzen. Triptychon-Wandteppiche war damals modern, vergleiche dazu beispielsweise die Werke von Thetis Blacker (1982) aus Großbritannien oder Helga Hein-Guardian (1990) aus Deutschland.
Dem Teppich von St Pie X et St Luc liegt ein Entwurf von Colette Halez und Jacques Halez zugrunde, einem Künstler-Ehepaar der Gemeinde, von dem auch andere Textilarbeiten der Kirche stammen. Der linke Flügel zeigt Christus in einer stilisierten Mandorla, der rechte das Lamm auf dem versiegelten Buch des Lebens. Die Stadt im quadratischen Teil dazwischen ist um 90 Grad gedreht, so dass eine ihrer vier Ecken frontal zum Betrachter steht. Genau dort entfließt unten der Lebensfluss und teilt sich in zwei Wogen, die nach links und rechts fließen und das Bild nach unten hin abschließen. Nach oben erhebt sich ein weißer Kirchenbau, zu dessen Seiten die Stadtmauern ansetzen, in denen man jeweils drei offene Rundbogentore sehen kann. Das Innere ist mit zahlreichen unterschiedlichen Bauten angefüllt, samt sechs dunkelgrüner Bäume um eine zentrale Platzanlage mit einem Springbrunnen. Der Hintergrund ist durch breite Farbstreifen strukturiert, die nach oben hin immer heller und lichterfüllter werden. Damit wird der Teppich zur Collage, in der die beiden Halez neben unterschiedlichen Stoffen auch Applikationen eingearbeitet haben, die Gold und Silber anzeigen.
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