
Thetis Blacker (1927-2006): Batik aus St Botolph’s-without-Aldgate, London (1982)
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Claus Bernet
- Juni 25, 2021
1982 wurde die klassizistische Altarwand der Londoner Kirche St Botolph’s-without-Aldgate mit einem ungewöhnlichen Kunstwerk ausgestattet. Es handelt sich um ein Triptychon aus drei Batiken, die einzeln golden gerahmt wurden. Die Seitenteile zeigen apokalyptische Engel, das Mittelteil trägt den Titel „The Tree of Life in the Holy City New Jerusalem“, also „Der Lebensbaum in der heiligen Stadt Neues Jerusalem“. Ganz oben ist eine Taube zu sehen, die über den Früchte tragenden Lebensbaum fliegt, genau dem Betrachter entgegen! Der Baum, aus dessen Wurzeln das Wasser des Lebens fließt, ist von Bauten des Himmlischen Jerusalem umgeben, die sich am Horizont aneinanderreihen. Das Wasser teilt sich drei Bäche, die über das Edelsteinfundament nach unten fließen. Dabei entsteht der Eindruck, dass das Fundament gleichzeitig die Stufen einer Treppe hin zur Stadt ist. Es sind goldgelbe Bauten, die sich zur einer Pyramide vereinen. Im unteren Bereich erscheinen unregelmäßig immer wieder verschiedenartige Tore.
Thetis Blacker (1927-2006) lebte als Sängerin und Malerin in London. Vor allem ihre Batiken fanden Beachtung und wurden immer wieder in Kirchen in ganz Europa ausgestellt. Oft finden sich darauf mystische Tier und Fabelwesen, wie überhaupt Blacker sehr von esoterischen Strömungen beeinflusst war. Sie war die Schülerin von Brenda Moore (um 1915-1996), der Frau des Künstlers Leonard Campbell Taylor (1874-1969), und studierte in der Chelsea School of Art. 1970 besuchte sie als Churchill Fellow Indien, den Iran, Thailand, Malaysia und Indonesien, wo sie am Batik Research Institute in Yogyakarta arbeitete.
Deaconess Community of St. Andrew (Hrsg.): Apocalypse, London 1975.
Jane Geddes: Blacker, beasts and the Bestiary. The inaugural Tenemos Thetis Blacker memorial lecture, London 2010.
Beitragsbild: AndyScott, St Botolph without Aldgate, The altar, CC BY-SA 4.0