Nach der Fertigstellung des Tauffensters für die Apostel-Johannes-Kirche in Oering sollte es einige Jahre dauern, bis für den Glasmaler Uwe Fossemer (geb. 1942) aus Itzstedt das Thema des Neuen Jerusalem wieder relevant werden sollte. 2005 fertigte er ein weiteres einzelnes Fenster für die Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten in Kisdorf bei Kaltenkirchen an, wo es im März abgeschlossen und eingebaut wurde. Die himmlische Stadt befindet sich dort im oberen Viertel und zeigt in ihrer Mitte das Auge Gottes als Hinweis auf seine Allgegenwärtigkeit. Von ihm strömt nach vier Seiten der Lebensfluss. Die quadratische Anlage ist von einem Kreis umzogen, der die zwölf Edelsteine trägt (vgl. eine ähnliche Zeichnung von John Michell). Dabei stoßen der Kreis und drei der Edelsteine an den oberen Rand, so dass sie nicht vollständig gesehen werden können. Gleichzeitig schwingt in der Malerei der Lebensbaum mit seinen zwölf Früchten mit, der ja auch ein Bestandteil des Himmlischen Jerusalem ist.
Im gesamten Fenster findet man zahlreiche Details, wie etwa Fische, Planeten oder Chromosome, immer wieder Wellenlinien, Bewegung, Dynamik, dass man sich an das Logos „panta rhei“ erinnert fühlt. In der Gemeinde ist das Fenster übrigens außerordentlich bekannt und so etwas wie ein Logo geworden, aus folgendem Grund: Auf zahlreichen Aufnahmen von Gottesdiensten und Vorträgen steht der Pfarrer oder der Referent permanent vor dem Fenster. In den Jahren der Coronazeit sahen zahlreiche Gemeindemitglieder die Videobotschaften zu Hause und erhielten durch dieses Fenster, so wurde mir berichtet, Hoffnung und Zuversicht. Der Prediger erwähnte auch, dass in Gottesdiensten immer mal wieder auf Inhalte des Fensters Bezug genommen wird. Letztlich fällt das Fenster auch deswegen besonders auf, weil es in dem modernen Gmeinderaum mit Wohnzimmercharakter der einzige nennenswerte Sakralschmuck ist. Wie alle seine Glasmalereien hat der Künstler es unten links handschriftlich datiert und signiert.
Axel Lohr, Jan Petersen: Kirchenglasmalereien in Hamburg und Schleswig-Holstein, herausgegeben von der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Kiel 2023.
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