Wilhelm Rengshausen (geb. 1895): Christ-König in Springe (1980)

Erklärende Tafeln neben den Fenstern der römisch-katholischen Kirche Christ-König in Springe verweisen darauf, dass diese nach einem „geistlichen Konzept“ von Pfarrer M. Mertes konzipiert wurden, das dann von dem Künstler Wilhelm Rengshausen aus Warstein ausgeführt wurde. Das Fenster selbst ist signiert und dort ist zu lesen, dass sowohl der Entwurf als auch die Ausführung ein Werk von Wilhelm Rengshausen ist. Da der Künstler sich zu dem Zeitpunkt bereits in seinem 85sten Lebensjahr befand, hat ihm maßgeblich sein Sohn unterstützt, vor allem bei der Ausführung.

Leider konnte ich das „geistliche Konzept“, das mich durchaus interessiert hätte, nirgends mehr auffinden. Wilhelm Rengshausen (geb. 1895) hat nach 1945 an zahlreichen katholischen und einigen evangelischen Kirchen mitgewirkt, so in Dortmund, Bochum (dort ebenfalls mit einer Glasmalerei des Neuen Jerusalem), Dülmen, Hamm, Meschede, Lippstadt, Lünen und kleineren Ortschaften zwischen diesen Städten. Trotz seiner künstlerischen beeindruckenden Aktivität ist über den Maler nicht wirklich viel bekannt, außer dass er sein Atelier erst in Lünen, später in Warstein hatte.

Das Fenster belegt, dass der Künstler durchaus auf der Höhe seiner Zeit war. In keiner Weise wirkt seine Arbeit altbacken oder wie von einem Künstler, der noch im 19. Jahrhundert geboren war und vielleicht sogar noch in der Kaiserzeit seine erste Ausbildung erhalten hatte. Das Neue Jerusalem thematisiert eine fünfeckiges Glaswand rechtsseitig vom Altar. Warme rote und gelbe Töne dominieren, und auf den zweiten Blick kann man eine figürliche Konzeption erkennen. So finden sich zwölf Tore, nach dem Künstler „in Goldtönen in Echt-Antik-Übergangsstufen der Selen-Farbskala“, mit jeweils einer großen weißen Perle im Torbogen. Das Fundament markieren „eingebleite prismenartige geschlagene Dall-Dickglasbrocken“. Die runde Form wird erneut von dem zentralen weißen Lichtkreis aufgenommen, an und in dem viele weitere Kreise, mache auch in gelber Färbung, umherschwirren. Fünf von ihnen bilden ein Gemmenkreuz und besetzten den erwähnten Zentrumskreis. Links findet man eine Lilie, rechts ein Schwert: uralte mittelalterliche Symbole für Gnade und Verdammnis, die hier ohne die Christusfigur etwas irritieren. Unter dem Lichtkreis ist das Alpha und Omega gesetzt, darunter einer versiegelten Schriftrolle, das Buch des Lebens. Von hier zieht sich ein weißes Band nach unten, welches den Fluss des Lebens andeutet.

Willi Stoffers: Bistum Hildesheim heute, Hildesheim 1987.
Bernhard Thörner: 50 Jahre Katholische Kirchengemeinde Christ-König Springe, Springe 2006.

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tags: Glasbrocken, Niedersachsen, Alpha und Omega, Dallglas
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