Giuseppe Borgogno: Malerei an der Kirche Cristo Re in Trient (1992)

Wandmalereien im Außenbereich sind an Kirchen eine Seltenheit, auch wenn es solches schon im Mittelalter und den Jahrhunderten danach immer mal wieder gegeben hat (letztes Beispiel vor Cristo Re: ein Wandfresko an der Erzengel-Michael Kathedrale in Moskau von 1652-1666). Noch seltener sind dabei Darstellungen des Neuen Jerusalem, denn an einem Kirchenportal war und ist das Tympanon der althergebrachte Ort, wo dieses Motiv im Freien zu finden ist. Absolut selten sind solche Malereien in südeuropäischen Ländern, da hier das Klima die Malereien stark beeinträchtigt. Ausnahme: Die römisch-katholische Basilika „Cristo Re“ (Christkönigskirche) in Trient. Dort wurde 1992 eine sieben Meter breite Wand über dem Eingang mit einem Tempera-Fresko ausgeschmückt. Der Erhaltungszustand ist überraschend gut; nach über dreißig Jahren lassen sich nur geringe Schäden feststellen, vor allem im unteren Bereich, wo öfters Wildpinkler ihr Unwesen treiben. Eine Kuriosität: Links sind von einem Lebensweg aufgemalte rötliche Mauersteine zu sehen, rechts erscheinen auf gleicher Höhe die echten Mauersteine!
Inzwischen wurde diese Wand vom „Ufficio Nazionale per i beni culturali ecclesiastici e l’edilizia di culto“ zum Kulturdenkmal der autonomen Provinz Trient (Trentino) erklärt. Mit der Ausgestaltung war Giuseppe Borgogno (signiert links außen) beauftragt.

Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts, ab 1985, war die Kirche von Renovierungsarbeiten betroffen, darunter die Isolierung der Dächer, Malerarbeiten, die Rekonstruktion der elektrischen Anlage und der Einbau von Glasfenster von Luciano Carnessali.

Borgogno entschied sich für eine monumentale Malerei in Tempera, die das gesamte Hauptportal der Kirche zur Via Felice e Gregorio Fontana umfängt. Er setzte über den unteren, „echten“ Eingang drei weitere Tore als schmale Bögen. Diese stehen offen, aus dem linken und rechten strömt das Wasser des Lebens bis nach ganz unten. Auf der doppelten Wandfläche, also einmal die „echte“ Kirchenwand, dann die imaginäre Mauer des Neuen Jerusalem, hat Borgogno links das Lamm Gottes in einen roten Tondo gesetzt. Von diesem gehen wie von einem Sender konzentrische Kreise aus. Rechts setzte Borgogno ein menschliches Antlitz mit einem ernsten, fast zornigen Gesichtsausdruck ein. Vermutlich soll dies eine Darstellung von Christus als König sein, eine spätantike Vorstellung, die nicht unbedingt biblisch sein muss.

E‘ Cristo Re! Storia di una chiesa e di un rione a Trento nel secondo dopoguerra, Trento 2002.

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