„Das Himmlische Jerusalem“ ist ein weiteres Glasfenster von Jupp Gesing mit dem Neuen Jerusalem, welches er erstmals 1974 in Erwitte-Eikeloh thematisierte. Vergleicht man beide Arbeiten, glaubt man kaum, dass sie vom gleichen Künstler stammen und in einem Abstand voneinander liegen, der nicht einmal zehn Jahre ausmacht. Herrscht in Eikeloh noch ein starrer Geometrismus mit hohem Abstraktionsgrad vor, so zeigen sich die Fenster von St. Michael in Arnsberg-Neheim in einem neohistoristischem Realismus mit naturechten Farben und zahlreichen Details wie Mauersteinen, Dachschindeln, einer wehenden Fahne und anderen ausschmückenden Zugaben. Vorne und hinten sieht man von Jerusalem zunächst je drei Tore einer rustikalen Stadtanlage, die festungsartig das Lamm Gottes mit dem Kreuz in der Mitte birgt. Seine Siegesfahne weht dynamisch über die Stadtmauer hinweg und bringt Bewegung in das Bild. Im Hintergrund hat Gesing verkleinert die gleiche Front wie bei der Anlage vorne reproduziert. Über diese kleinere Seite schwebt nicht das Lamm, sondern eine Wolke, die für Gott oder das verborgene Göttliche steht. Kompositorisch wiederholt sich hier das Rund des Heiligenscheins um das Lamm. Man findet das Fensterdetail im Seitenschiff rechts als letztes Fenster vor dem Altarbereich der römisch-katholischen Kirche St. Michael in Neheim bei Arnsberg im nordöstlichen Sauerland.
Es wurde nach dreijähriger Entwurfsarbeit schließlich im Jahr 1981 von der Glasmanufaktur Koll aus Bottrop nachträglich unter Leitung von Michael Winkelmann in die Kirche eingebaut. Die Materialien sind Antikglas, Blei und Schwarzlot, die Farben bestehen ausschließlich aus verschiedenen Grün- und Gelbtönungen.
Alexander von Knorre, Michael Kade: Jupp-Gesing-Retrospektive. Malerei und Glasmalerei, 4. September bis 4. Oktober 1992, Herne 1992.
Karl Josef Schmitz: Der Glasmaler Jupp Gesing, in: Emschertal-Museum, 1992, S. 8-11.
Heinrich Otten: Der Kirchenbau im Erzbistum Paderborn 1930 bis 1975, Paderborn 2009.
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