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Jupp Gesing (1922-1998): St. Johannes der Evangelist in Erwitte-Eikeloh (1974) und St. Michael Arnsberg-Neheim (1981)

Die Kapelle St. Johannes der Evangelist in Erwitte-Eikeloh besaß historische Glasmalereien aus dem frühen 20. Jahrhundert. In den 1970er Jahren wollte man die Kirche modernisieren und tauschte die historischen mit modernen Fenstern aus, indem man behauptete, der Raum sei zu dunkel, obwohl eine bessere Beleuchtung Abhilfe geschaffen hätte. Nur im Chorbereich haben sich drei Fenster erhalten, die dokumentieren, was für Meisterwerke des Historismus hier einmal zu bewundern waren.

Im Jahr 1974 schuf Jupp Gesing (1922-1998), ein Glasmaler aus Herne, neue Fenster für das Kirchenschiff und den Emporenbereich. Hergestellt wurden die neuen Werke von der Kunstglaserei Hertel in Lippstadt.

Erstaunlicherweise hat man bei den neuen Fenstern den Bordürenrahmen aus der Erbauungszeit von 1902 belassen, so dass jetzt ein ganz eigentümlicher Kontrast von historistischem Rahmen und modernen Glasfenstern der 1970er Jahre entstanden ist. Ein Fensterdetail präsentiert hier das Himmlische Jerusalem in einem rot-grünen Medaillon. Das Fenster auf der Empore der römisch-katholischen Kapelle ist aus farbigem Antik- und Kathedralglas, Blei, Schwarzlot und Silbergelb. Aus dem Kirchenschiff ist es nicht zu sehen, sondern allein sichtbar für die Besucher der Empore. Es dominieren hier runde Formen, die gut zu den konzentrischen Kreisen passen, die dieses Kunstwerk rahmen. Schon das Kreuz in der Stadtmitte hat im Zentrum einen Kreis und ist von einem breiten, schwarzen Rand umgeben. Die Tore der Stadt sind nach oben hin abgerundet, ebenso ist die Hauptzugangstür ein Rundbogen mit zwei ebenfalls runden Türgriffen. Die Dächer sind nicht spitze Kirchtürme, sondern gerundete Kuppeln. Vier grüne Kreise an den Rändern setzten das Motive der runden Form weiter fort. Vorbild dieser Konzeption war ein ähnliches Fenster, welches der Kollege Franz Pauli im nahe gelegenen Anröchte wenige Jahre zuvor geschaffen hatte.

Jupp-Gesing-Retrospektive. Malerei und Glasmalerei, 4. September bis 4. Oktober 1992, Herne 1992.
Karl Josef Schmitz: Der Glasmaler Jupp Gesing, in: Emschertal-Museum, 1992, S. 8-11.

 

„Das Himmlische Jerusalem“ ist ein weiteres Glasfenster von Jupp Gesing. Vorne und hinten sieht man je drei Tore einer rustikalen Stadtanlage, die festungsartig das Lamm Gottes in der Mitte birgt. Seine Siegesfahne weht dynamisch über die Stadtmauer und bringt etwas Bewegung in das Bild. Im Hintergrund hat Gesing verkleinert die gleiche Front wie bei der Anlage vorne reproduziert. Über diese kleinere Seite schwebt nicht das Lamm, sondern eine Wolke, die für Gott steht. Kompositorisch wiederholt sich hier das Rund des Heiligenscheins um das Lamm. Man findet das Fensterdetail im Seitenschiff rechts als letztes Fenster vor dem Altarbereich der römisch-katholischen Kirche St. Michael in Neheim bei Arnsberg im Sauerland. Es wurde 1981 von der Glasmanufaktur Koll aus Bottrop nachträglich in die Kirche eingebaut. Die Materialien sind Antikglas, Blei und Schwarzlot, die Farben bestehen ausschließlich aus verschiedenen Grüntönungen.

Alexander von Knorre, Michaael Kade: Jupp-Gesing-Retrospektive, Herne 1992.

 

tags: Kapelle, Westfalen-Lippe, NRW, Medaillon, rund, Sauerland, Lamm, Firma Koll
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