Zu den umstrittensten Schriften der Brüdergemeine zählten ihre Liedersammlungen. Mit der „Sammlung geistlicher und lieblicher Lieder“ setzten sich die Herrnhuter von den Lutheranern ab und pflegten ihren eigenen Kirchengesang.
Auf dem Kupferstich ist unten das Himmlische Jerusalem zu sehen. Darüber befindet sich eine aufgesprengte Erdkugel, in der das gefallene Babylon (Rom mit Tiberbrücke) zu erkennen ist (Johannesoffenbarung Kap. 18, Vers 21). Die Konzeption hat man sich von Johann Sauberts Bibel von 1629 abgekupfert. Es gibt jedoch kleine Unterschiede: Das Wasser entspringt nicht länger einer Taufschale, sondern einem Felsen. Das Feuerrad und der Tempel haben die Seiten vertauscht. Das Himmlische Jerusalem scheint etwas kleiner geworden zu sein, die Zahl der Häuser ist geschrumpft. Dafür wurde unter dem Stich nun eine Vignette angebracht mit folgender Inschrift: „Ich sahe einen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein Ewig Evangelium zu verkündigen denen die auff Erden wohnen, und ein anderer Engel ist gefallen Babylon die große Stadt“.
Auch ansonsten ist der Kupferstich mit vielen erklärenden Hinweisen versehen: Über der Stadt steht geschrieben: „Ihm sey Ehre in Ewigkeit“ (Römerbrief Kap. 11, Vers 36), und unter der Stadt: „und zu ihm sind alle Dinge“ (mit auf den Kopf gestellten Buchstaben). Links oben unter dem Tempel steht ein Verweis auf Psalm 147; auf der gegenüberliegenden Seite bei dem Feuerrad ein Verweis auf Hesekiel Kap. 1. Über dem Fels, aus dem das Wasser des Lebens entspringt, steht „Von ihm“, darunter „durch ihn“. In der Nähe hält ein Engel ein Buch mit einem Hinweis auf Johannesoffenbarung Kap. 15, Vers 3.
Das kompliziert aufgebaute Titelbild, das nicht viele Benutzer und Benutzerinnen im vollen Umfang verstanden haben dürften, wurde mindestens zwei wichtigen Gesangbuchausgaben beigegeben. Es findet sich erstmals als Illustration neben dem Frontispiz der „Sammlung geistlicher und lieblicher Lieder“ aus dem Jahre 1725, die bei August Martini in Leipzig erschien. Eine überarbeitete Auflage wurde dann 1731 herausgebracht.
Dietrich Meyer: Einführung in die Gesangbücher Nikolaus von Zinzendorf, in: Berthelsdorfer Gesangbuch 1725, Reprint Hildesheim 1979, S. 11-139.
Erich Beyreuther: Vorwort, in: Marchesches Gesangbuch, Reprint Hildesheim 1980, S. v-xi.
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