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Neuspanische Franziskanerfestung (1650)

In der römisch-katholischen Klosterkirche San Francisco de Asís (Iglesia, Museo y Convento de San Francisco) im peruanischen Cusco befindet sich eine frühe Fassung der sogenannten „Franziskanerfestung“. Es ist eine Ausführung sicherlich mehrerer unbekannter Maler, die der Cusco-Malerschule zugeordnet werden. Auf dieser Allegorie des Franziskanerordens im Chorraum der Kirche ist das Jerusalem-Motiv das zentrale Thema. Es verbindet hier Motive der frühneuzeitlichen Glaubensburgen mit solchen der Gegenreformation, wie etwa dem der vom Wasser umgebenen Stadt, vgl. die Malerei im Kloster Ottobeuren (um 1620), deren Bildaufbau und Gesamteindruck Ähnlichkeiten aufweist. Die Heilige Maria, in Cusco assistiert von gleich zwei Päpsten, erscheint im Bildzentrum, darunter der Heilige Franziskus und der König Philipp IV. von Spanien, während dessen Regierungszeit das Werk zur Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden ist. Es war unmittelbar nach einem schweren Erdbeben 1750, das den Kirchenbau größtenteils und die Inneneinrichtung vollständig zerstört hatte, so dass neue Kunstwerke nötig wurden. Die Architektur unter der Marienfigur erscheint als Burg oder Festung, die sich über die gesamte Breite des Bogens hinwegzieht. Besetzt ist diese Festung mit streitbaren, geradezu martialischen männlichen Franziskanern. Diese halten meist in der einen Hand Lanzen, dann auch Schwerter, in der anderen Hand ovale Schilder mit verschiedenen Motiven aus der Lauretanischen Litanei. Das einfache, aber goldene, offene Himmelspforte ist dabei rechts außen an vierter Stelle zu entdecken, natürlich im Stil der neuspanischen Cusco-Malerschule. Vom Vorwerk führt eine Brücke nach draußen. Als Brückenheilige bewachen links Petrus und rechts Paulus den Zugang, der von fünf Monstern aus dem Wasser bedroht wird. Ankommende Auferstandene sind hier nicht vorgesehen.

Víctor Angles Vargas: Historia del Cusco (Cusco Colonial), Bd. 2, Teil 1, Lima 1983.

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tags: Franziskaner, Glaubensbur, Cuco, Peru
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