Regensburg (Oberpfalz) ist reich ausgestattet mit romanischen Wandmalereien, so etwa die ehemalige Benediktinerklosterkirche St. Georg in Prüfening, die 1109 gegründet worden war. Nach kleineren Ausmalungen erfolgte die des gewaltigen Hauptraums unter der Regierung Abt Erbos II. (1168-1187). Die Malereien von Prüfening wurden 1897 nur notdürftig freigelegt, der Benediktuschor ist zudem durch spätere Einbauten (eine Holztreppe in das Glockengeschoss) teilweise zerstört. Durch das Gewölbe wurden noch 1967 brutal Öffnungen für Glockenseile hineingebrochen. Dennoch ist gerade diese hochmittelalterliche Wandmalerei in ihrer Farbigkeit noch eine der besterhaltenen in ganz Deutschland und ein Vorbild für ähnliche Konzeptionen in Gurk oder Neumarkt.
Die einzigartige Besonderheit der romanischen Wandmalereien von Prüfening ist, dass das Himmlische Jerusalem gleich zweimal dargestellt wurde, nämlich in den Turmjochgewölben der Prüfeninger Nebenkapellen nördlich bzw. südlich des Presbyteriums. Dieses Presbyterium nimmt an den Wänden mit Stadtabbreviaturen, etwa Edelsteinimitationen, ebenfalls den heilsgeschichtlichen Bezug auf.
Das Bildprogramm der Benediktuskapelle (links vom Chorbereich) hält sich detailliert an die apokalyptische Vorlage. Die Stadtmauer mit vier offenen Toren an jeder Seite legt sich um die Quadratseite des Gewölbes. Die zum Zentrum hin abflachenden vier Grate wurden mit mehrstöckigen Ecktürmen bemalt, was geschickt eine leichte Plastizität der Türme hervorruft. Im Zentrum befindet sich das Agnus Dei, von einem roten Kreis umschlossen.
In der Johanneskapelle (rechts vom Chor) findet man eine eher rudimentäre Stadtabbreviatur mit größeren Schadstellen infolge des Treppeneinbaus. Die Mauern der Stadt, einschließlich der Zwickel zwischen Wand und Gewölbe, sind als Edelsteine aufgemalt. Auch finden sich hier drei Tore mit Dreiecksgiebeln an den vier Himmelsseiten. Über ihnen stehen Büsten, abwechselnd mit gelben und roten Nimben. Sie sind nicht durch Namen gekennzeichnet, und es steht in Frage, ob es sich um Apostel handelt oder nicht doch eher um Engel. Die Mauern umschließen die Stadt kreisförmig, was dem rechteckigen Grundriss der Kapelle widerspricht. Wie in der Johanneskapelle findet sich im Zentrum, von einem roten Kreis umschlossen, das Agnus Dei einschließlich des Hirtenstabs in Kreuzform. Der Kreis ist nach außen mit einer in weißen Zacken auszüngelnden Gloriole versehen. Die rote Ummalung des kleinen Kreises korrespondiert konzentrisch mit der roten Borte, die die gesamte Malerei umrahmt.
Nicht die Schlüssel zum Himmlischen Jerusalem, sondern die historischen Schlüssel der einstigen Klosterkirche. Ich danke der Gemeinde für das Vertrauen, das Gebäude außerhalb der Besichtigungszeiten sorgfältig dokumentieren zu dürfen.
Hans Karlinger: Die hochromanische Wandmalerei in Regensburg, Regensburg 1920.
Alois Elsen: Wandmalereien in der ehemaligen Benediktinerabteikirche Prüfening, in: Deutsche Kunst, 8, (1942), Tafeln 3 und 4.
Heidrun Stein: Die romanischen Wandmalereien in der Klosterkirche Prüfening, Regensburg 1987.
.