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Roswina Hermes (1912-2008): Mosaik der Marienschule im Schönstatt (1978)

In den 1960er Jahren war nicht allein genügend Geld vorhanden für ordentliche Schulbauten, sondern man hatte sogar noch Sinn und Geld für eine künstlerische Ausgestaltung. Bei Schulen hatte sie freilich auch die Aufgabe, auf den Nachwuchs einzuwirken. Daher findet man dieses Werk unübersehbar über dem Haupteingang einer konfessionellen Schule im Ortsteil Schönstatt bei Vallendar am Rhein. Diese trägt den Namen „Marienschule“, was sicherlich die Wahl des Motivs mit beeinflusst hat. Damit beauftragt wurde eine Schwester der Schönstatt-Bewegung Deutschland, Sr. M. Roswina Hermes (1912-2008). Hermes hatte in München eine akademische Ausbildung absolviert, anschließend ist sie als Mosaizistin, Malerin (Öl und Aquarell) und Glaskünstlerin hervorgetreten. Sie war mit Pater Kentenich persönlich bekannt, der sie ermutigt hatte, eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen. Vor allem in den 1950er und 1960er Jahren hat sie dann Kunstwerke für die Schönstatt-Bewegung geschaffen, so die Innenausstattung der Krönungskirche auf der Liebfrauenhöhe in Ergenzingen (Baden-Württemberg) oder die Fenster der Anbetungskirche (Dreifaltigkeitskirche) in Schönstatt. Fast immer arbeitete Hermes mit der Bildhauerin M. Sigrid Theimann (1908 bis 2005) zusammen, mit der sie in München eine Ateliersgemeinschaft führte.
Über die Motive zu dem Mosaik sind folgende Worte der Künstlerin verbürgt: „Ich habe diese Arbeit in meinem Plan aufgenommen. Es geht mir nicht um einen Auftrag als solchen – wohl aber um die Verherrlichung unserer Mutter, Königin, Siegerin, die an der Schulfront wie das Tor zu Schönstatt sein wird und weit über die Stadt Vallendar durch ihr Bild gnaden- und segensspendend wirken will“. Das Mosaik wurde in mehreren Teilen von München nach Schönstatt geliefert, wo es am 19. Juni 1978 eintraf und nach nur vier Tagen am Giebel des Schulgebäudes angebracht war. Am 1. Juli 1978 erfolgte mit einer Segnung des Bildes die feierliche Einweihung.


Wie auch auf anderen Werken von Hermes spielt das Thema Krone und Krönung auch hier eine Rolle. Auf dem Mosaik ist unten das Urheiligtum von Schönstatt zu sehen, darüber Maria als Mutter und Königin mit dem Jesuskind und wiederum darüber eine mächtige Krone in ockerfarbenen Steinen, die Gold andeuten sollen. Über die Krone hat Hermes die Tore des Himmlischen Jerusalem eingesetzt, in einer ungewöhnlichen, sonst so nicht anzutreffenden Verteilung: Die meisten Tore sind in zwei Reihen direkt über die Krone gesetzt. Ihre Zahl lässt sich nicht exakt bestimmen, denn bei einigen Objekten könnte es sich auch um Häuser handeln. Davon abgesetzt hat die Künstlerin einen Fries von weiteren Toren gesetzt. Hier ist deutlich zu erkennen, dass es sich ausschließlich um offene Tore handelt, insgesamt neun Stück. Ihre vertikale Linienführung und helle Färbung lässt sie gut von den horizontalen, blauen Farbbändern im Hintergrund abheben. Möglicherweise ist unten das irdisch, oben das himmlische Jerusalem angedeutet, ähnlich wie auf einem Glasfenster von Vincenz Pieper in Haselünne.

Rosemaria Spelthahn: Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum der Schönstätter Marienschule in Vallendar/Rhein am 1. Oktober 1995, Vallendar 1995.
Inga Krauss: Streiflichter auf das künstlerische Schaffen von Schwester M. Sigrid Theimann und Schwester M. Roswina Hermes, in: Regnum, 43, 2, 2009, S. 49-60.
Theodore Klimpel: Schönstätter Marienschule 1945-2015, Vallendar 2015.

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tags: Rheinland-Pfalz, Krone, Mosaik, Schule, Nachkriegskunst
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