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1964, Wilhelm Buschulte, Bestwig-Berlar, Kurheim St. Altfrid 1 © Claus Bernet

Wilhelm Buschulte (1923-2013): Lichtband in Berlar, ehemals St. Altfrid (1964)

Unter den Glasarbeiten von Wilhelm Buschulte (1923-2013) ist diese am wenigsten bekannt. Das hat mehrere Gründe: Die Glasmalerei findet sich mitten auf dem Land, bei dem Ort Berlar unweit von Bestwig im Hochauerland. Die Glasmalerei gehört auch nicht zu einer Kirche oder zu einer Kapelle, sondern zu einem Genesungsheim und wurde daher überwiegend von den Bewohnern und Bewohnerinnen besucht, die hier Kur machten. Die Einrichtung war nämlich einst ein Kurheim der katholischen Caritas, hat dann verschiedene Veränderungen erfahren und ist derzeit das „Gesundheitszentrum Hochsauerland St. Altfrid gGmbH“ mit dem Ziel, erschöpfte Mütter mit einem Urlaub zu stärken.
Während der Coronazeit wurde der Raum für Gemeinschaftsveranstaltungen vollständig gesperrt, nach der Coronazeit wurde die Tradition der Gottesdienste nicht mehr aufgenommen. Er wird heute als Lagerraum und als Arbeitsraum von Handwerkern genutzt. Die Fremdnutzung hat bereits Schäden verursacht, die Glasmalereien verfallen zusehends.

Vor allem deuten die gesprungenen Scheiben darauf, dass die Einschläge von innen erfolgt sind. Bei meinem Besuch wurde ich informiert, dass die Beschädigungen vermutlich von verwirrten Heimbewohnern ausgegangen sind. Auch um psychisch Erkrankte nicht mehr in diesem Raum zu verlieren, ist er meist verschlossen. Das alles hat in der Summe dazu geführt, dass selbst in der Fachwelt diese Glasarbeit Buschultes kaum einmal besprochen wird, einschlägige Literatur gibt es nicht.
Die Arbeit aus Antik- und Opalglas wurde 1964 eingebaut, als der Künstler auch anderenorts sich intensiv mit Lichtbändern beschäftigte. Wie nicht selten hat er sich auch hier entschieden, das Neue Jerusalem zu wählen, an einem prominenten Ort: an der Frontseite im Zentrum, direkt über dem Altar, der noch vorhanden und in einer Folie geschützt ist. Das Lichtband umschließt an sechs Seiten den Baukörper vollständig, bei geeignetem Licht spiegelt es sich auf den glatten Bodenplatten.

Das ist auch der Fall bei dem Ausschnitt mit dem Neuen Jerusalem. Im Zentrum ist hier ein Kreis, in dem sich das Lamm Gottes befindet. Dieses Lamm ist eine figürliche Ausnahme dieses ansonsten abstrakten Lichtbands, das zwar Inhalte andeutet, aber nicht zeichnerisch, sondern durch Farbe, Zuordnung und Form. Weitere figürliche Elemente findet man erst wieder an den Seitenbändern, wo Buschulte die Geschichte vom barmherzigen Samariter erzählt.
Das Lamm ist von einer geschlossenen, goldgelben Gloriole umgeben, die wiederum von einem größeren Kreis umzogen ist, der aus grüngelben, neonfarbenen Körpern umgeben ist. Teilweise haben diese Körper an der Richtung zum Lamm eine gerundete Einbuchtung – damit hat Buschulte die zwölf Tore der Stadt angedeutet. An zwei Stellen berühren sich die Körper mit der Gloriole, ansonsten schweben sie isoliert im Raum, umgeben von weiteren Körpern in blauer Färbung.
Mit dieser Lösung setzte Buschulte einen Schaffensprozess fort, der in Mariä Heimsuchung in Werl beginnt und sich in 1963 in St. Marien in Witten fortsetzte. St. Altfrid ist, hinsichtlich der Darstellung des Themas, gewissermaßen eine Symbiose aus den beiden vorangegangenen Werken, vor allem ein ausgewogener Kompromiss bei der Suche des Künstlers nach einer Vermittlung von abstrakter und figürlicher Formsprache.

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tags: Lichtband, Sauerland, Pflegeheim, Wilhelm Buschulte, NRW, Vandalismus
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