Im Gegensatz zu vielen anderen Mariendarstellungen des 16. Jahrhunderts ist diese Steinmetzarbeit nie bemalt worden. Sie hat eine variierende Naturfarbe, daher erscheinen einige Details eher weißlich, andere gräulich bis gelblich. Nur manche der Symbole sind, wie die Himmelspforte, mit einem Band versehen, das jedoch nie beschriftet wurde.
Links oben ist hier die Himmelspforte gesetzt, als offener Triumphbogen mit zwei Seitentürmen, dazwischen ein schweres Satteldach. Die Pforte steht offen, ihr Fallgitter ist nach oben gezogen, wie auf einer ähnlichen Arbeit von Jean Crocq (um 1510).
Bei der Civitas Dei wird, im Gegensatz zu einer eher schlossähnlichen Wiedergabe der Gottesstadt, der zeitgenössische Festungscharakter mit hohen, massiven Mauern, Bastionen und Schießscharten betont. Das Fundament bildet ein Streifen, der sich unten an der Mauer entlangzieht. Die Mauer darüber ist glatt und abweisend. Die Bebauung hingegen erscheint lebendig und vielgestaltig, manche der Häuser und Türme sind als Halbprofile aus dem Kalkstein herausgehauen.
Die Steinmetzarbeit ist auf das Jahr 1519 datiert. Man findet die Reliefdarstellungen in der römisch-katholischen Kirche der Gemeinde Livilliers (Val-d’Oise). Dort wurde das Portal mit den Symbolen Mariens verziert, die Himmelspforte auf der rechten Innenseite, die Gottesstadt auf der linken Innenseite. Durch die Position unter das Portal sind sie vor dem Wetter geschützt und haben sich besser erhalten als andere Details. Der in den letzten Jahren zunehmende Verfall ist eine Folge des sauren Regens und der Umweltgifte, was es umso notwendiger macht, diese wie andere Kunstwerke, die noch an ihrem Originalstandort zu finden sind, gut zu dokumentieren.
Le patrimoine des communes du Val-d’Oise, 2, Paris 1999.
Claus Bernet: Die Frühe Neuzeit. Eine Hoch-Zeit der Jerusalemskultur, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 5,2).
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