Ludwig Richard Conradi (1856-1939): „Sehnsucht nach der himmlischen Heimat“ (1916)
Lange Zeit hatte ich geglaubt, die Schriften von Ludwig Richard Conradi (1856-1939) mit einem bildlichen Bezug zum Neuen Jerusalem vollständig dokumentiert zu haben. 2023 fand ich im Sammlungsbereich im Landesarchiv der Evangelischen Kirche in Stuttgart (Sig. AS 9, Nr. 2348) eine heute seltene Schrift, die bereits auf dem Cover das Himmlische Jerusalem zeigt. Titel des kleinen Traktats von 32 Seiten ist „Sehnsucht nach der himmlischen Heimat“. Der Traktat erschien, nach Rücksprache mit einem Experten, während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1916, gedruckt im Advent-Verlag in Hamburg. Das ist bemerkenswert, da zu diesem Zeitpunkt in Folge der Umstellung auf Kriegswirtschaft und des Papiermangels der Druck frommer Werke in Deutschland stark abgenommen hatte. Nicht so bei Conradi, dem durch sein Netzwerk in die USA noch andere Finanzierungswege offen standen und der deshalb von dieser Schrift eine halbe Million Exemplare drucken konnte, in mehreren Tranchen. Möglicherweise wurden von deutschsprachigen Auswanderern auch Grafiken beigetragen, die bei vielen seiner anderen Drucke Verwendung fanden. Gesichert ist dies bei „Sehnsucht“ jedoch nicht, denn bis weit in das 21. Jahrhundert hinein verschweigen gerade religiöse Schriften so gut wie immer die Namen ihrer Illustratoren. Die Mitarbeit war ein Ehre, gezahlt wurde so gut wie nichts.
Auf dem Cover von „Sehnsucht nach der himmlischen Heimat“ wird das gezeigt, was in dem Buch inhaltlich thematisiert wird: Der Weg des Pilgerns zum Neuen Jerusalem, hindurch durch ein Tal von Tränen, Gefahren, Krieg, Hunger und Zerstörung, was in dem Traktat ausführlich beschrieben wird. Dieses Tal ist eng, der schmale Weg ist steil und beschwerlich. Dennoch grüßt der Pilger links unten siegesfroh die Stadt rechts oben. An ihrem Haupttor endet der Pilgerweg. Durch die Pforte, durch die Mauern und vor allem durch die Sonnen-Gloriole ist die Stadt als Neues Jerusalem zu erkennen, wie ja überhaupt Adventisten bei diesem Thema auf die Darstellung von Christus oder/und Engel verzichten, sondern das Neue Jerusalem eher profan ins Bild setzen. Gleichwohl hat die Sonnen-Gloriole Tradition; man kennt sie bereits aus frühneuzeitlichen Bibelausgaben.
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