Franz Heilmann: St. Marien in Bad Lippspringe (1964)

Die 1960er Jahre waren die Jahre des Betons, der nun auch als Werkstoff in der gestaltenden Sakralkunst angekommen war. In Kirchen und Kapellen dieser Jahre gibt es dazu zahlreiche Beispiele von Glasbetonfenstern, vor allem in Deutschland und den Niederlanden. Es war Mitte der 1960er Jahre eine regelrechte Glasbrockewelle, fast überall wollte man Fenster in dieser Technik, und mitunter kam auch das Neue Jerusalem zum Zuge: Schmidtheim (Eifel), Recklinghausen (Ruhrgebiet), Messinghausen (Sauerland). Gelegentlich sind bei den Fenstergestaltungen Motive der Lauretanischen Litanei herangezogen worden, bei denen Jerusalem durch die Pforte des Himmels repräsentiert ist, hier in einer besonders einfachen, reduktionistischen Sprache.

Weißfarbene Glassteinbrocken an den seitlichen Rändern deuten Mauerwerk an, das ein gelbes Rechteck rahmt. Ob die blauen und roten Steine innerhalb des Rechtecks die Türfüllung ausmachen sollen oder etwas vom Inneren der Stadt preisgeben, bleibt offen. Auch der Fries roter Steine am oberen Rand kann kaum figürlich erklärt werden, sondern wurde aus kompositorischen Gründen vom Glasmaler Franz Heilmann (Borghorst) so gesetzt. Der künstlerische Reiz besteht weniger in der bildlichen Darstellung, sondern im Changieren der Farbtöne bei wechselndem Licht, was auf dem Foto, etwa bei den hellweißlichen bis bläulichen Steinen am Rand, vielleicht erahnt werden kann.


Das Fenster im Stil der Neuen Sachlichkeit entstand 1964 im Schiff der römisch-katholischen Kirche St. Marien in Bad Lippspringe am Rande des Teutoburger Waldes. Es wurde mit zwei weitere Quadratfenstern zur Lauretanischen Litanei an die linke Seite des Hauptschiffes gesetzt, umgeben von figürlichen Szenen eines Kreuzwegs aus Bronze. Im Gegensatz zu vielen Kirchen im Bistum Paderborn soll diese Kirche zunächst nicht profaniert oder abgegeben werden (wie im Falle von St. Maximilian, Bad Lippspringe). Im Gegenteil: 2023 wurde die Kirche samt der Fenster umfassend renoviert, so dass die ursprüngliche Strahlkraft mit Lichtreflexen auf weißen Wänden wieder in voller Schönheit zu erleben ist, zumindest für die nächsten Jahre.

Karl Hengst: Kirche und Stadt des Domkapitels. Geschichte der Pfarrgemeinden St. Martin und St. Marien in Bad Lippspringe, in: Michael Pavlicic (Bearb.): Lippspringe. Beiträge zur Geschichte, Paderborn 1995, S. 94-155.
Heinrich Otten: Der Kirchenbau im Erzbistum Paderborn 1930 bis 1975, Paderborn 2009.

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tags: Glasbrocken, Beton, Lauretanische Litanei, Pforte, NRW, Ostwestfalen
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