Friedrich Koller (geb. 1939): Hochrelief der Klosterkirche St. Konrad in Altötting (2018)

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts begann man, die Grabeskirche im Kapuzinerkloster St. Konrad in Altötting (Oberbayern) umzubauen. Die Planungen sahen vor, auch vorhandene Werke in die Neukonzeption mit einzubeziehen. Für das neue Hochrelief, aber auch weitere Kunstwerke wie den Altar, den Ambo, das Grab des Heiligen Bruder Konrad von Parzham, beauftragte man, in Zusammenarbeit mit Manfred Schwaiger, den Bildhauer Friedrich Koller (geb. 1939) aus Laufen. Dieser gestaltete aus hellem Kalkstein Savonnières aus der französischen Region Centre-Val de Loire eine wuchtige Stele, die vertikal strukturiert ist.

Oben ist in einem Tondo das Lamm Gottes im Profil herausgemeißelt. Es ist von zwei breiten Kreisen umzogen. Unter ihm öffnen sich tiefe Nischen, die im Hintergrund vergoldet sind, aus denen es geheimnisvoll leuchtet. Es sind zwölf solcher Nischentore, die in leicht variierender Größe lose übereinander gesetzt sind und oben den Kreis des Lammes berühren. Von den drei untersten Toren ziehen sich schmal eingemeißelte Linien nach unten, die sich verbreitern und schließlich überschneiden. Das sich so ergebene Muster ornamentiert zurückhalten die Basis der Stele und verleiht ihr eine optische wie tatsächliche Standhaftigkeit, denn unten ist das Kunstwerk fast ein Drittel so breit wie oben.
Für das Motiv des Himmlischen Jerusalem gab die Grablege den Ausschlag, die wenige Meter vor der Stele frei im Raum steht. Hiermit soll angedeutet sein, dass das Leben von Bruder Konrad auf das Neue Jerusalem hin ausgerichtet war. Wie er im Leben Pförtner im Kloster gewesen sei, würde er nun im Himmel als Hilfspförtner Petrus assistieren. Gleichzeitig ist die Achse des schmalen Raumes über die Grablege hinweg auf die Stele hin ausgerichtet, jeder Besucher wird sogleich auf sie fixiert.


Mit dem Werk folgte Koller einer problematischen Ausrichtung von Sakralwerken, bei denen das Wuchtige, das Ernste, Düstere eine Rolle spielt (vgl. auch St. Moritz in Augsburg oder die Bottroper Werktagskapelle). Gleichwohl erscheint eine Grablege oder Memorialraum als ein passender Ort für eine solche Wirkung, die viele Besucher und Besucherinnen in ihren Bann zieht, da sich in dem Raum seit der Neugestaltung auffallend ruhig und ehrfurchtsvoll verhalten wird. Exakt diese Wirkung sollte erzeugt werden; so gesehen ist das Hochrelief ein Erfolg.

Carolin Weichselgartner: 350 Jahre Kirche und Kloster St. Anna, seit 1953 St. Konrad, Altötting, Altötting 2007.
Stefan Kopp, Joachim Werz (Hrsg.): Zeichen und Symbol überirdischer Wirklichkeiten: liturgische Orte und ihre künstlerische Gestaltung. Eine Festschrift für den Künstler Friedrich Koller, Regensburg 2019.
Deutsche Provinz der Minderen Brüder Kapuziner (Hrsg.): Bruder-Konrad-Kirche Altötting, Altötting 2019.

.

tags: Kapuziner, Oberbayern, Hochrelief, Grab
Share:
error: