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Fresken der Nikolauskirche in Buchenberg im Schwarzwald (um 1450)

Die Nikolauskirche ist Buchenbergs ältestes Gebäude und für Kunst- und Architekturinteressierte ein herausragender Anziehungspunkt des Hochschwarzwalds. Die Kirche wird auch heute noch im Sommer für Gottesdienste oder zu Konzerten genutzt. Sie ist weit mehr als 900 Jahre alt und vermutlich von Mönchen gegründet worden. Ihre Besonderheit sind die mittelalterlichen Fresken aus der Zeit um 1450. 1445 hatte Bernhard Hagg (auch Hauk, ein Rottweiler Vogt) den Ort Buchenberg an die Württemberger Grafschaft verkauft, unmittelbar im Anschluss daran, als auch der Dachstuhl erneuert wurde, entstanden die Malereien.

Erhalten haben sich jedoch nur Reste, so u.a. die Rettungsszene, die zu einem Weltgerichtsfresko eines unbekannten Malers gehört. Man findet es im Hauptschiff an dem Triumphbogen vor dem Altarbereich. Ursprünglich befand sich hier ein Weltgericht mit Christus in der Mitte, links dem Himmlischen Jerusalem, rechts der Hölle. Verschiedene Renovierungen, mehrere Erdbeben, der Einbau dreier Fenster, die Vergrößerung des Triumphbogens, das Einfügen einer Empore 1591 und einer Kanzel um 1725 haben große Teile der Malereien, die einst die gesamten Kirchenwände bedeckten, stark reduziert. Sie waren schließlich ganz übertüncht worden, teilweise auch mit barocken Vignetten und Psalmentexten übermalt. Erst 1943 wurden sie von dem Maler Paul Scholpp neu entdeckt und von dem Kunstmaler Valentin Peter Feuerstein, der sich in seinen Glasmalereien intensiv mit dem Neuen Jerusalem beschäftigte, von 1955 bis 1957 an verschiedenen Stellen freigelegt.


Die Freskeninsel mit der Himmelspforte hat sich dabei am besten erhalten. Der obere Rand zeigt noch die ursprüngliche Höhe der Decke an. Die Zeichnungen sind authentisch, da sich die Vorzeichnungen, die in den Kalk eingeritzt wurden, hier erhalten haben. So besteht das eigentliche Himmlische Jerusalem aus einem schmalen, vierstöckigen Bau. Jedes Stockwerk zeigt nach außen drei Rundbögen. In dieser übereinander gesetzten Reihung erinnern sie an Arkaden, etwa wie in einer niederländischen Armenbibel um 1405. Die Füllung der insgesamt zwölf Tore ist ein helles Braun, ansonsten wurde diese Partien weiß belassen. Scharf davon ab hebt sich die schwarze Tür, welche dem Bau vorgesetzt ist und alle vier Stockwerke überragt. Vor ihr steht eine noch größere Petrusfigur, welche diese Tür gerade aufschließt. Mit dem Kopf blickt sie jedoch über die Schulter zurück auf die nachfolgenden Personen. Von diesen ist leider nur noch ein Papst zu erkennen, der eine Tiara trägt und die erste Stelle einnimmt, da er sich als historischer Nachfolger der Petrusfigur betrachtet. Die nackten Figuren haben heute am ganzen Körper schwarze Stellen. Dabei handelt es sich nicht um eine Erkrankung, sondern um einst helle Partien, die über die Jahre nachdunkelten. So soll auch die Pforte ursprünglich nicht dunkel, sondern hellgelb gewesen sein.
Bemerkenswert sind noch die (einst rotfarbenen) Sterne im Hintergrund, die man im Schwarzwald noch auf einer mittelalterlichen Tafelmalerei auf Schloss Lichtenstein findet. Weitere Ähnlichkeiten, die noch genauer zu untersuchen sind, ergeben sich zu den älteren Malereien in der Schlosskirche St. Georg in Neuenbürg.

Johannes Minichreiter: Über die Entstehung der St. Nikolaus-Kirche in Buchenberg, in: Badische Heimat, 43, 1963, S. 348-354.
Johann Haller: Die Fresken des alten St. Nikolauskirchleins, in: Leben im Dorf. Schmackhaftes und Liebenswertes aus Buchenberg, Königsfeld 2001, S. 97-100.
St. Nikolaus Buchenberg, Regensburg 2016 (12). 

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tags: Weltgericht, Schwarzwald, Baden, Fresko, Spätmittelalter
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