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„Meister des Weltgerichts“: Rheinländische Tafelmalerei (um 1465)

Um das Jahr 1465 entstand durch einen anonymen Meister, der den Notnamen „Meister des Weltgerichts“ bekam, eine Tafelmalerei auf Eichenholz. Diese Malerei wurde am 21. September 1846 von den Erben des Kunsthändlers Johann Georg Schmitz vom Wallraf-Richartz-Museum in Köln angekauft (Inventarnummer WRM 0158) und ging zunächst als Dauerleihgabe an das dortige Stadtmuseum. Heute befindet sich das Werk im Depot des Wallraf-Richartz-Museum, es wurde aber 1989 anlässlich der Ausstellung „Sinnbild und Abbild“ und erneut zu „Lust und Verlust“ 1995/96 gezeigt. Das 80 x 74 Zentimeter kleine Bild mit modernem Rahmen befand sich vermutlich einst im häuslichen Besitz eines Adeligen im Rheinland. Es zeigt in der unteren linken Ecke eine Himmelspforte in einfachster Form, wie vielleicht nur noch bei einem Weltgericht des Meisters von 1477 oder bei dem Altar von Bühl. Ein unterer gelb-goldener Bogen markiert den Glanz, der aus dem Inneren der Pforte kommt, ein dunkelgrüner Bogen markiert den oberen Rand der Pforte. Der grüne Bogen umschließt auch im unteren Bereich wie eine Aura die überschaubare Personengruppe im Inneren. Der gelbe Bogen wird unten, bei den Füßen der Personen, zum Hintergrund oder zur Türfüllung. Oben sieht es so aus, als würde sich dort eine braune Türfüllung befinden, was an das Holz einer Pforte erinnert, doch bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass sich das Braun aus den verschiedenen Frisuren der Menschen zusammen setzt. Es sind unbekleidete Männer und Frauen, die nicht mehr mittelalterliche Stände, sondern nur noch sich selbst vertreten. Die Figur mit Glatze und rotblauem Gewand links ist Petrus, dem rechts eine Engelsfigur gegenüber gesetzt wurde. Zwischen dem Engel und der Figurengruppe durchzieht ein gelber Strich das erwähnte blaue Band: Entweder markiert dies ein Ornament der Pforte, oder es handelt sich um einen Farbklecks. Auch an anderen Stellen wird man kleinere Unklarheiten finden, etwa merkwürdige Zacken direkt neben den Händen der Petrusfigur, was wie ein Holzbündel aussieht. Die übrige Malerei entspricht dem gängigen Aufbau eines Weltgerichts des Spätmittelalters, wie es der Künstler es aus der Buchmalerei her kannte.

Hans M. Schmidt: Der Meister des Marienlebens und sein Kreis – Studien zur spätgotischen Malerei in Köln, Düsseldorf 1978.
Frank Günter Zehnder: Katalog der Altkölner Malerei, Köln 1990.
Hiltrud Kier (Bearb.): Kölner Sammler zwischen Trikolore und Preußenadler, Köln 1995.

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tags: Tafelmalerei, Ölgemälde, Weltgericht, Spätmittelalter, Pforte, Wallraf-Richartz-Museum
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