Heinrich Wilthelm (1913-1969): Altenheim Heilige Drei Könige in Köln-Ehrenfeld (um 1960)

Heinrich Wilthelm (1913-1969) hat einmal in seinem Leben das Neue Jerusalem in Glas dargestellt, doch ging die ursprüngliche Raumkonzeption dieses einen Werkes inzwischen verloren. Auch von seinen anderen Glasfenstern haben sich nur Reste erhalten: In Bochum befand sich einst das Redemptoristenkloster Maria Hilf. In der Kirche des Klosters war das Neue Jerusalem gleich zwei Mal vertreten. Bei Renovierungen des Kirchenraums zwischen 1958 und 1960 wurde zunächst ein Fenster von Franz Pauli (1927-1970) eingebaut, welches im Seitenschiff den Einzug in das ewige Jerusalem zeigte. Kurz darauf folgte in der Hauskapelle des gleichen Klosters die Ergänzung mit einer moderneren Arbeit von Wilthelm, der in Bochum geboren wurde und in vielfältiger Weise mit der Stadt verbunden war. Bei dieser Jerusalemsinterpretation sind die Tore anders als bei Pauli dargestellt: Sie umziehen in Dreiergruppen das mittige Gotteslamm, das von einem blauen und gelben Band oval umgeben ist. An der Basis markiert ein roter Bogen die alte Schöpfung. 2011 wurde die Kirche des Redemptoristenklosters profaniert, ein Jahr darauf dem Erdboden gleich gemacht.

Glücklicherweise hat dieses eine Fenster aus dem Kloster einen neuen Standort finden können, nämlich im Altenheim Heilige Drei Könige in Köln-Ehrenfeld, wo sich ganz in der nähe bereits eine bedeutende Glasmalerei mit dem Thema befindet (St. Anna). Um die Jahrtausendwende wurde das alte Heim abgerissen und mit einer neuen Hauskapelle am gleichen Standort aufgebaut. Dort findet man jetzt Fenster von Egbert Verbeek. Vier der alten Fenster aus Bochum fanden eine neue Heimat im Restaurant des Seniorenhauses, und unter diesen hat sich glücklicherweise an der linken Seite (vom Eingang aus) dasjenige mit dem Neuen Jerusalem erhalten. Es wurde dazu in ein modernes Thermopenfenster eingehängt, welches jetzt auch geöffnet werden kann – eine ungewöhnliche Fensterrettung, die in Bezug auf das Bildmotiv Himmlisches Jerusalem einzigartig ist. Früher versammelte man sich vor dem Fenster zum Abendmahl, heute zum Abendbrot. Tempora mutantur.

Bernhard Scholten: Hundert Jahre Redemptoristenkloster in Bochum. Bochum, um 1968.
Hansi Hungerige: Alles hat seine Zeit… Die Ordensniederlassung der Redemptoristen in Bochum 1968-2011, in: Bochumer Zeitpunkte, 29, Februar 2013, S. 3-18.

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