Elisabeth Hoffmann-Lacher (1907-1997): Kryptaeingang der Wallfahrtsbasilika von Werl (1961)
Eine Krypta kann durchaus mit Darstellungen des Himmlischen Jerusalem verschönert werden, es gibt Beispiele vom 19. bis 20. Jahrhundert (etwa die Krypta der Kathedrale Santa Maria la Real de La Almudena in Madrid oder diejenige im Dom St. Patroklos von Soest). Das besondere an der Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung von Werl ist, dass hier das Kunstwerk direkt vor den Eingang in die Unterkirche gesetzt ist. Man durchschreitet die Himmelspforte und befindet sich im Himmlischen Jerusalem ist die zugrunde liegende Idee dieser außergewöhnlichen und beeindruckenden Gestaltung, die zudem ursprünglich nicht für diesen Ort, sondern als ein Altarbild vor dem Sakramentsaltar am Ende des nördlichen Seitenschiffes geschaffen worden war. Warum es zu der Ortsänderung kam, ist nicht bekannt. Vermutlich war es eine Gelegenheit: Bei Umbaumaßnahmen 1960/61 wurde von Otto Weicken die Krypta unter dem Hochaltar neu geschaffen. Für den modernen Sakralraum, der bewusst eine Alternative, einen Kontrast oder ein Gegengewicht zum historischen Kirchenschiff bilden sollte, suchte man nach einem passenden Eingang, der Besucher auf die Unterkirche aufmerksam machen sollte, ohne aber die Harmonie des Gesamtbaus zu stören.
Das Plattenmosaik ist eine Arbeit der gebürtigen Münchnerin Elisabeth Hoffmann-Lacher (1907-1997), von der sich vor allem Buntglasfenster in römisch-katholischen Kirchen und Kapellen erhalten haben. Hier ist das Material Buntsandstein, an den zwölf Toren und dem mittigen Lamm auch Kristalle und Halbedelsteine. Das Lamm steht auf einem Regenbogen und ist von einem Tondo umgeben, ganz ähnlich wie auf einem Glasfenster der Kirche St. Antonius Roetgen-Rott von 1962. Um das Lamm sind die zwölf Edelsteine gesetzt, die erneut die Kreisform betonen, die ja bereits durch den Rundbogen der Wandnische vorgegeben war. Mit den Kristallen kragen sie bis zu fünfzehn Zentimetern aus der Wand heraus. Unter bzw. über den Edelsteinen sieht man Streifen von Rechtecken. Dies sind die eigentlichen Tore der Stadt, meist grau, aber auch rosafarben. Durch eine Mauer sind die Tore nicht verbunden, wie auch das Lamm in seinem Tondo etwas isoliert wirkt, kaum mit der Stadt verbunden ist.
Im Jahr 1999 wurde die Unterkirche neu gestaltet, wobei auch der Eingangsbereich verändert wurde. Der Bildhauer Josef Baron stattete die Tür mit Bronzereliefs aus. Diese sollten ausdrücklich inhaltlich wie auch formal zu dem Relief passen, wovon sich jetzt jeder selbst überzeugen kann.
Wilfried von Rüden, Gilbert Wieners (Hrsg.): Wallfahrtsbasilika Werl, Werl 1981.
G. Streicher (Bearb.): Elisabeth Hoffmann-Lacher, Bilder, Zeichnungen – Georg Hoffmann, Bilder, Objekte, Skulpturen, München 1984.
Stefan Federbusch: Wallfahrtsbasilika Werl, Werl 1999.
Hans-Günther Schneider, Urban Hachmeier: Marienwallfahrtsort Werl, Regensburg 2006.
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