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1993, Erentrud Trost, Horn-Bad Meinberg, Christkönig, NRW, Ostwestfalen 0 © Claus Bernet

Erentrud Trost (1923-2004): Christkönig in Bad Meinberg (1993)

Raumübergreifende Konzeptionen, bei denen in zwölf Kirchenfenster die zwölf Tore des Neuen Jerusalem gesetzt wurden, finden sich vor allem im zwanzigsten Jahrhundert. So gut wie immer sind es römisch-katholische Kirchen. Viele dieser Kirchenbauten haben seitlich jeweils sechs Fenster, was dazu einlädt, diese als Himmelstore auszugestalten. Das einzige Beispiel dazu der Künstlerin Erentrud Trost befindet sich in Horn-Bad Meinberg in Ostwestfalen. Trost hatte in dieser Region zahlreiche Kirchen mit apokalyptischen Darstellungen veredelt. Viele ihrer Arbeiten sind in der Stilistik der 1960er Jahre ausgestaltet, diese hingegen war ein Durchbruch zur zeitgenössischen Kunst; Trost hatte mit diesem vielbeachteten Werk wieder den Anschluss an die moderne Sakralbaukunst ihrer Zeit gefunden. Die Künstlerin bezeichnete es in einem Schreiben noch 1999 als ihr spätes Hauptwerk, in welchem sich das Streben mit allgemeinverständlicher Figürlichkeit mit höchstmöglicher Abstraktion vereint, ohne in eine beliebige Sakralsprache zurückzufallen, so Trost.


Die römisch-katholische Kirche von Bad Meinberg trägt den Namen Christkönig. Der Nachkriegsbau mit zwölf einfachen Fensterverglasungen samt seiner markanten Rahmung entstand 1953/54, von 1993 bis 1995 kam es zu umfangreichen Sanierungen. Dabei wurde lediglich die Rahmung beibehalten, aber ansonsten neue Fenster eingesetzt.

Jedes der zwölf rechteckigen Fenster steht für ein Tor in das Himmlische Jerusalem, sie werden hier gezeigt in der Reihenfolge, wie sie links vom Eingang nach vorne bis zurück rechts zum Eingang erscheinen. Sie sind aus wenigen, überwiegend gelben und roten Scheiben zusammengesetzt. Im unteren Teil befindet sich die eigentliche Pforte mit umgebendem Mauerwerk. Die Pforten sind stets rot gefüllt, wovon sich der weiße Türrahmen sowie die ebenfalls weiß geschriebenen Name der zwölf jüdischen Stämme (Dan, Gad, Ascher usw.) abheben. Über dem Tor symbolisieren geometrische Blüten oder Sterne die Engel, die hier Wache halten. 

Natalie Schilk: Kirchenbau in Lippe 1945-2001, Diplomarbeit Fachhochschule Lippe, 2001.
Leonie M. Meyenberg: Als Gestalterin von Kirchenfenstern bekannt geworden, in: Die Paderquellen, 43, 2004, S. 163-164.
Heinrich Otten: Der Kirchenbau im Erzbistum Paderborn 1930-1975, Paderborn 2009.

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tags: Ostwestfalen, NRW, Erentrud Trost, Stämme,
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