Helmut Lang (1924-2014): St. Martinus in Elsdorf-Niederembt (1950er Jahre und/oder 1993)

Von Helmut Lang gibt es neben seinem Glasfenster in St. Theresia in Essen-Stadtwald und dem ähnlichen Tauffenster in St. Joseph in Brüggen noch eine weitere Arbeit zum Thema Himmlisches Jerusalem. In Niederembt bei Elsdorf (Rhein-Erft-Kreis, westlich von Köln) zeigt St. Martinus, ebenfalls eine römisch-katholische Kirche, im Eingangsbereich auf einem Glasfenster die christliche Hoffnungsstadt. Der Raum mit einem mittelalterlichen Taufstein wird auch als Taufkapelle genutzt, er befindet sich direkt unter dem massiven Kirchenturm und hat nach außen an der Nordseite drei schmale Fenster. Das mittlere ist dem Himmlischen Jerusalem vorbehalten: Das zentrale Lamm (in blauer Farbe) mit Siegesfahne auf dem Regenbogen stehend ist von zwölf niedrigen Tortürmen umgeben, die alle eine grüne Zugangspforte besitzen. Jeweils drei Tortürme sind an einer der vier Seiten angebracht. Die Bauten der oberen und unteren Seite sind leider durch die horizontale Bleirute zweigeteilt. Im unteren Bereich präsentieren zwei grüne Engel mit gelben Flügeln einen runden Abfluss, aus dem das Wasser des Lebens weiter nach unten strömt. Die Engel korrespondieren mit dem Baum des Lebens und dem Baum der Erkenntnis, die in Teilen ganz oben als runde, grüne Kreise eingesetzt wurden.

Das Fenster aus kräftigem Kathedralglas, Blei und Schwarzlot ist auf 1993 datiert, das belegt eindeutig die Signatur und Datierung am rechten, dritten Fenster unten: „Entw. Helmut Lang ’93“ ist zu lesen.
Das Problem ist nun, dass es in den 1990er Jahren keinen Einbau dieser drei Fenster in St. Martinus gab. Laut Auskunft und Begutachtung vor Ort durch den Pfarrvikar, die Küsterin und eine lokale Kirchenhistorikerin wurden die Arbeiten eine Generation früher angefertigt. Stilistisch sind es tatsächlich Fenster, die gut in den 1950er Jahren entstanden sein könnten. Damals hat man 1954 in der Kirche neue Chorfenster eingesetzt, allerdings durch den Künstler Paul Wiegmann aus Opladen.
Auch ein Vergleich mit Langs Arbeiten in St. Theresia in Essen-Stadtwald oder St. Joseph in Brüggen hilft nicht weiter, da man nicht den Eindruck gewinnt, dass hier der gleiche Künstler tätig gewesen war. Vielleicht ist bei der Datierung ein Fehler unterlaufen, oder Lang hat 1993 lediglich Reparaturen vorgenommen. Das wäre sicher eines seiner letzten Werke gewesen, denn der Künstler war damals fast 70 Jahre alt. Allerdings gibt es ein weiteres Fenster in St. Barbara in Eschweiler-Pumpe-Stich, wo Lang sogar 1994 Fenster gestaltet hat. Dort ist angegeben, dass der Künstler damals in Köln lebte. Die jüngsten nachgewiesenen Fenster des Künstlers entstanden vermutlich in der Kirche St. Jakobus der Ältere in Lennestadt-Elspe im Jahr 2004.
Über das Leben von Helmut Lang ist inzwischen mehr bekannt geworden: Er wurde 1924 im Sudetenland geboren. Bereits sein Vater war Grafiker und führte ihn an die Zeichenkunst heran. Nach dem Kriegsdienst und der Übersiedlung in die Ostzone studierte Lang von 1945 bis 1946 an der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig. 1958 zog er weiter in die BRD und ließ sich in Nieukerk (Kleve) nieder. Von dort aus schuf er für zahlreiche umliegende Kirchen und Kapellen Glasfenster, bedeutendere in der Wallfahrtsbasilika in Werl (1961), in St. Suitbertus in Remscheid (um 1984) oder den Litaneienzyklus in der Marienkirche in Unna-Massen (1985). Er war bis an sein Lebensende künstlerisch tätig und verstarb am 6. Juni 2014 in Köln.

Frank Kretzschmar: Kirchen, Klöster und Kapellen im Erfrtkreis, o.O. 1984.
Pfarrkirche St. Martinus Elsdorf-Niederembt, hrsg. von der Kirchengemeinde St. Martinus Elsdorf-Niederembt, o.O. 2007 (2).

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