Gerhard Hoffschulz (1920-2004): Fenster in St. Servatius in Kierberg (1963)
Die Glasfenster der römisch-katholischen Kirche St. Servatius in Brühl-Kierberg wurden um das Jahr 1960 erneuert. Dabei wurde die Notverglasung, die nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde, durch eine höherwertige Arbeit aus farbigem Antikglas, Blei, Schwarzlot und auch Glasbrocken ausgetauscht. Das vordere Fenster am linken Seitenschiff gehört zu einem Zyklus, der ausgewählte Motive der Lauretanischen Litanei präsentiert. Entworfen wurde er von Gerhard Hoffschulz (1920-2004), zwischen den Jahren 1959 bis 1963. Dabei sind die Fensterbahnen mit einem Ornamentmuster ausgestaltet, während das jeweilige Motiv in das neogotische Maßwerk eingefügt wurde. Im hiesigen Fall ist es ein Tor als Hinweis auf das Himmlische Jerusalem. Dabei zeigt die Pforte bereits selbst Elemente des Himmlischen Jerusalem: Der Gelbton verweist auf das Gold als Baumaterial der Stadt. Der Rundbogen ist mit roten und blauen Applikationen geschmückt, was für die Edelsteine stehen soll. Eigentlich sind die Edelsteine das Fundament der Stadt, aber schon in Maria Maggiore wurden sie auf die Mauern gesetzt, und spätestens aus dem Mittelalter kennt man edelsteinbesetzte Pforten. Neben dem Haupttor sind an beiden Seiten weitere Tore oder Mauerzüge angedeutet. Auffällig und ungewöhnlich ist die Musterung des Bodens, der durch die Pforte führt.
Soweit bekannt, haben sich von Gerhard Hoffschulz nur in dieser Kirche Glasfenster erhalten. Zwar schuf er noch in den 1950er Jahren das Südquerhausfenster im Kölner Dom, doch dieses wurde zerstört, um Platz zu schaffen für ein neues Fenster von Gerhard Richter (2007). Von St. Servatius soll er erstmals 1954 mit dem Cäcilienfenster über der Orgel beauftragt worden sein. Offensichtlich war man zufrieden, da er anschließend den Zyklus ausführte.
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Zum Künstler:
Gerhard Hoffschulz war 1920 in Pyritz (Westpommern) geborene worden. An den Kölner Werkschulen hat er dann Malerei und Grafik studiert und arbeitete auf diesem Gebiet freischaffend in seinem Atelier in Brühl. Dort, in Köln und in angrenzenden Städten, entwarf er in den 1950er und 1960er Jahren für gemeinnützige Bau- und Siedlungsgesellschaften Wand- und Fassadenschmuck als Sgraffito und als Mosaik. Auch für die Köln-Bonner Eisenbahnen AG war er tätig. In den 1960er Jahren absolvierte er ein Zusatzstudium und wechselte in den Lehrerberuf an Hauptschulen, zunächst in Pingsdorf, später in Kierberg. Sein Atelier scheint er aufgelöst zu haben, denn eigene Werke sind aus der späteren Lebensphase nicht bekannt. 2004 ist Gerhard Hoffschulz in Brühl verstorben.
Heinrich Engels: Sankt Servatius Brühl-Kierberg, Wiesbaden 1967.
Wilfried Hansmann: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Erftkreises: Stadt Brühl, Berlin 1977.
Heinrich Engels, Josef Pieper, Paul Pennings: Kirche in Kierberg. Geschichte und Bild der Pfarre St. Servatius Brühl-Kierberg, herausgegeben von der Pfarrgemeinde aus Anlaß des 75jährigen Bestehens der Kirche im Mai 1979, Köln 1979.
Wilfried Schultz-Rotter: Kunst vor jedermanns Augen. Der Brühler Sgraffito-Künstler Gerhard Hoffschulz, in: Brühler Heimatblätter, 75, 1, 2018, S. 1-4.
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