Apokalypsehandschrift aus Russland (um 1820)

Diese Apokalypse entstand am Beginn des 19. Jahrhunderts. Es handelt sich um einen der letzten handbemalten Apokalypsetexte aus Russland. Auf den insgesamt 160 Seiten lassen sich ungewöhnlich viele farbintensive Illustrationen finden, genaugenommen 73 Stück. Fol. 23 wiederholt eine zuvor gezeigte Szene, fügt aber jetzt das Himmlische Jerusalem im oberen Bereich als Himmelspforte hinzu. Die geschlossene Pforte an sich ist noch symmetrisch, die Bauten im Bereich darüber sind es nicht mehr. An der linken Seite sieht man einen Teil der Stadtmauer, die Jerusalem mit goldenen Innenseiten umfängt. Um dieser Stadtminiatur Platz zu geben, hat der Illustrator die sieben Leuchter nach rechts rutschen lassen. Unten spiegelt eine russische Kirche die Himmelsstadt mit einer typisch zeitgenössischen Architektur.

Kurz darauf präsentiert fol. 25 die zwei aufgesprengten Türflügel des Himmlischen Jerusalem, traditionell und bekannt wie seit Jahrhunderten (auch hier übrigens wieder in Verbindung mit den erwähnten sieben Leuchtern).

Die nächste Illustration zum Thema findet sich erst nach gut hundert weiteren Seiten am Ende des Werkes. Fol. 138 zeigt Maria zusammen mit Heiligen beim Feiern des ewigen Abendmahls. Die Gruppe ist von vor- und zurückspringenden Mauern umgeben, die von Engeln in der Schwebe gehalten werden (Vorlage: Interpretation der Apokalypse aus Moskau, um 1550).

Fol. 199 präsentiert die Stadt im Prinzip ähnlich, jedoch in einem komplexeren, detailreichen Umfeld. So sind die Mauern jetzt durch kleine vergoldete Türmchen verziert. Im Inneren findet man vereinzelt Arkadenbögen, die für die Ostkirche typische Behausung in der künftigen Paradiesstadt.
Fyodor Buslaev, der Altmeister russischer Ikonen, kannte diese Handschrift der Apokalypse und beschreibt sie unter der Nummer 119. Doch auch ihm ist es nicht gelungen, konkrete Inhalte wie Herkunft, Namen der Illustratoren oder frühere Besitzer zu identifizieren. Heute ist die Pretiose Teil der Sammlung handgeschriebener Bücher von E. E. Egorova in der Russischen Staatsbibliothek zu Moskau, dort Signatur F.98 Nr. 663.

Fyodor Buslaev: Russkij licevoj Apokalipsis, St. Petersburg 1884 (Nr. 95 und 96).

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