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Moskauer Andachtsbuch (um 1910)

In der Russischen Staatsbibliothek zu Moskau befindet sich ein Konvolut, welches handschriftliche Aufzeichnungen über das Leben des Heiligen Andreas beinhaltet (Signatur F.98, Nr. 378). Die 216 Blätter mit 102 Miniaturen entstanden kurz am Ende des Zarenreiches, um 1910. Es sind einfache Zeichnungen und Kolorierungen, die wahrscheinlich für eine Moskauer Buchhandlung frommer Gebetstexte und Andachtsbücher entstanden ist. Zielgruppe waren begüterte Geistliche der russisch-orthodoxen Kirche. Das Himmlische Jerusalem ist in dem Konvolut drei Mal zu finden, stets auf der linken Buchseite.
Fol. 9v präsentiert das Neue Jerusalem in der oberen Hälfte einer seitenfüllenden Illustration. Die Stadt besteht aus einem Kuppelbau mit einem prächtig verziertem Tor links, an welches sich rechts eine Mauer mit fünf Türmchen anschließt. Hinter der Mauer finden sich in Anlehnung an den Paradiesgarten zahlreiche Blumen. Auch die Maueraußenseite ist mit einem Blütenornament geschmückt, selbst die Turmspitzen gehen in Blumen über. Unter der Stadt schweben drei Engel, die diese wie Atlanten zu tragen scheinen.

Es folgt fol. 23v mit einer im Prinzip ganz ähnlichen Darstellung. Oben befindet sich wieder links das geschlossene Tor mit dem Mauerzug einschließlich der Türme. Die Gewächse im Stadtinneren sind kompakter und farbig ausgemalt. Auch die Engel unter der Stadt erscheinen erneut; diesmal tragen sie eine Mandorla mit dem wiedererschienenen Christus.

Quasi eine Umkehr der beiden vorangegangenen Zeichnungen präsentiert fol. 182v. Hier ist die Mauer von oben nach unten gerutscht, das Tor von der linken an die rechte Seite. Die Engel befinden sich nicht mehr vor, sondern in der Stadt, ebenso eine gigantische Schmuckblume rechts. Darüber ist eine Reihe von Arkaden gesetzt. An ihren Seiten findet man Objekte, die an Leitern erinnern, im hiesigen Kontext natürlich an die Himmelsleiter.
Hin und wieder findet man auf den Zeichnungen des Andachtsbuches lateinische Zahlen, wie etwa auf fol. 9v auf dem rechten Engel die Ziffer drei. Diese Zahlen beziehen sich auf den kyrillischen Text, wo sie näher erläutert werden. Diese Art von Zuweisung ist typisch für fromme Literatur im 19. Jahrhundert, man findet Beispiele auch außerhalb von Russland, etwa in Schweden in Spanien.

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tags: Volksfrömmigkeit, Blume, Russland, Moskau, Engel
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