Um 1430 entstand diese Tafelmalerei mit Basis Öl und Tempera auf Laubholz, vermutlich im Gebiet des Bistums Würzburg, und auch heute noch ist sie im Besitz des Bischöflichen Ordinariats. Weiteres über die Herkunft des Kunstwerks ist nicht bekannt; allein, dass es von böhmischen Malern angefertigt worden sein soll. Lange war das Gemälde in den Sammlungen des Diözesanmuseums ausgestellt, das heute den Namen Museum am Dom trägt. Es repräsentiert dort zusammen mit einer Handvoll weiterer Arbeiten Jenseitsvorstellungen.
Das 133 x 104 Zentimeter große Ölgemälde zeigt im Rahmen eines Weltgerichts am äußersten linken Rand eine Himmelspforte. In dieser steht Petrus, der die ankommenden Gläubigen begrüßt, an erster Stelle natürlich einen Papst, dann einen Bischof, den Kaiser und in Folge eine ganze Reihe bürgerlicher Würdenträger. Frauen, Arme, Bauern oder Tagelöhner, die mit ihrer Arbeit die genannten Ständevertreter finanzierten, sucht man hier vergeblich. Die Physiognomien und Gesten der Figuren sind individuell und von höchster Qualität, das belegt etwa der intime Blick zwischen Petrus und dem Papst mit der Tiara. So darf man annehmen, dass dieses Werk für einen herausragenden Ständevertreter angefertigt wurde. Da in der Mitte des Bildes eine weltliche Gerichtsszene viel Raum einnimmt, vermute ich, dass dieses Bild für eine städtische Ratsstube angefertigt wurde; ähnliche Bilder kennen wir aus Basel, Lüneburg, Kalkar u.a. Auffällig wenig Mühe machte sich der Maler mit dem Himmlischen Jerusalem. Während andere Details der Tafelmalerei, wie ein Drache, ein Richterstuhl oder die Christusfigur mit viel Liebe zum Detail angegangen wurden, besteht die Architektur der Himmelspforte eigentlich nur aus einem kahlen Block, ohne jeden Schmuck und zudem so eng an den linken Rand gerutscht, dass die Pforte in der Gesamtkomposition kaum auffällt.
Georg Troescher: Weltgerichtsbilder in Rathäusern und Gerichtsstätten, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch, 11, 1939, S. 139-214.
Anton Legner (Hrsg.): Die Parler und der Schöne Stil, 1, Köln 1978, S. 357-359.
Günter Mensch: Museum am Dom, Würzburg 2004.
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