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Weltgericht aus der Peterskirche in Weilheim (1499/1601)

Im Jahr 1489 wurde der Grundstein der heutigen evangelisch-lutherischen Peterskirche in Weilheim an der Teck (Württemberg) gelegt, und 1517 begann der Innenausbau. Aus den Jahren unmittelbar davor stammt ein gewaltiges Gemälde auf der Ostwand, welches das Langhaus vom Chor trennt. Es ist ein Werk der Malerschule von Thomas Schick, der in Kirchheim eine Werkstatt hatte.

Das Gemälde, das mit der Jahreszahl 1499 datiert ist, stellt das Jüngste Gericht dar. Zur rechten Seite Jesu (also für den Betrachter links) findet sich gegen Nordost das Himmlische Jerusalem, in das gerade einige Gerechte, darunter auch der Papst und der deutsche Kaiser, einziehen. Die Stadt ist als einfache Kirche mit rotem Satteldach, gotischen Maßwerksfenstern und ohne Turm dargestellt, was pars pro toto das himmlische Gemeinwesen zu repräsentieren hatte. Auffällig ist, dass sich die Mauern der linken Seite extrem weit nach unten ziehen, sogar tiefer als die Figuren liegen. Bis zum Jahre 1601 war lediglich diese eine Kirche dargestellt. In diesem Jahr wurde der Bau vollends zu einer protestantischen Kirche gemacht, was unter anderem zur Folge hatte, dass neben der ersten (katholischen) nun eine zweite Kirche gemalt wurde. Zweifellos ist damit die gerade entstandene evangelische Kirche gemeint. Dieser Bau hat an der rechten Seite ein quadratisches Fenster: Hier sitzen Gottvater und Christus; goldene Strahlen dringen von beiden Figuren nach außen. Vermutlich befand sich oben noch eine Taube, ähnlich wie auf einem späteren Trinitätssymbol einer Ausgabe der „Gesta Romanorum“ (1521).

Lange Zeit befanden sich die heute leuchtenden Malereien der Frührenaissance in einem bedauernswerten Zustand, da sie zum Teil stark beschädigt waren. Eine Renovierung und Bestandssicherung von 1982 bis 1985 hat dem Wandgemälde wieder seine ursprünglichen leuchtenden Farben zurückgegeben.

Friedrich Benjamin Osiander: Nachricht von dem Alter und den Mahlereien der Kirche zu Weilheim, einer Wirtembergischen Landstadt, in: Das Schwäbische Archiv, 2, 2, 1792, S. 155-182.
W(ilhelm) Ergenzinger: Denkwürdigkeiten der Sankt Peters-Kirche in Weilheim-Teck, Weilheim-Teck 1893.
Reinhard W. Schmidt: Die Wiederherstellung der Wandbilder in der Pfarrkirche in Weilheim u. T., in: Schwäbisches Heimatbuch, 14, 1928, S. 139-143.
Reinhard Lieske: Protestantische Frömmigkeit im Spiegel der kirchlichen Kunst des Herzogtums Württemberg, München 1973, S. 134-135.
Ulrich Marstaller, Joachim Feist: Die Peterskirche in Weilheim an der Teck, Stuttgart 1985.
Ulrich Marstaller: Peterskirche Weilheim an der Teck, Regensburg 2002.

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tags: Württemberg, Gottvater, Renaissance, Nackte, Papst, Kaiser
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