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Epitaph aus dem Kloster Maulbronn (1683)

Johann Ulrich Bauder musste Zeit seines Lebens mit vielerlei Schwierigkeiten fertig werden. Geboren wurde er 1610 in Leonberg, dann studierte er u.a. in Maulbronn, wo er 1675, als er bereits alt und krank war, zum Abt und Generalsuperintendenten berufen wurde. Zur Zeit seiner höchsten Schaffenskraft wurde seine Heimat mit jahrelangen Kriegen und Verwüstungen überzogen, viel Zeit zum gemütlichen Schreiben ist nicht geblieben. Seine Arbeiten, etwa zum Propheten Haggai, blieben Manuskripte, bis auf eine einzige Ausnahme. Drei Mal war der Lutheraner verheiratet und hat alle Frauen überlebt.

Von Bauder geblieben ist ein prächtiges Renaissancegrabmal aus dem Jahr 1683, welches man in einem separaten Raum zwischen dem Kreuzgang und der Konventkirche findet. Es wurde erst zwei Jahre nach dem Tod Bauders durch unbekannte Künstler fertig gestellt. Von Interesse ist hier besonders eine Vignette mit einer frühbarocken, vergoldeten Rocaille. Darauf ist mit Ölfarben das Himmlische Jerusalem verewigt worden. Aus einer älteren Aufnahme, als das Kunstwerk sich noch in einem besseren Zustand befand, geht hervor, dass an jeder Seite der Stadt drei einfache Rundbögen als Tore aufgemalt waren. Der Engel auf dem Fels rechts oben zeigt mit einem Maßstab in Richtung der Stadt, hinter ihm und Johannes stehen noch zwei Tannenbäume. Die grobschlächtige Ausführung, die Witterung und die Jahrhunderte haben dem Bild schwer zugesetzt. Der Gesamtzustand des Kunstwerks ist miserabel, quer durch das Himmlische Jerusalem zieht sich inzwischen ein mehrerer Zentimeter breiter Riss. Einzelheiten lassen sich nicht mehr erkennen, lediglich die Gesamtkomposition kann heute noch nachvollzogen werden. Es ist zu vermuten, dass hier die Darstellung des Himmlischen Jerusalem aus der Küselbibel von 1679 als Vorbild diente, die zu diesem Zeitpunkt das Neueste war, was ein Künstler in Sachen Himmlisches Jerusalem anbieten konnte.

Bauder (Joh. Ulrich), in: Christian Gottlieb Jöcher: Allgemeines Gelehrten-Lexicon, 1, Leipzig 1750, Sp. 858.
Maulbronn: Zur 850jährigen Geschichte des Zisterzienserklosters, hrsg. vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 1997.
Ulrich Knapp: Das Kloster Maulbronn: Geschichte und Baugeschichte, Stuttgart 1997.

 

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tags: Kloster, Schwaben, Epitaph, Vignette, Küsell
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