Munich Studio of Chicago: St John in Des Moines (1927)

Der US-amerikanische Bundesstaat Iowa ist bislang nicht mit Werken des Jerusalemsmotivs aufgefallen. Das erste hochwertige Kunstwerk diesbezüglich findet man in der Hauptstadt Des Moines. Dort wurde nach mehrjähriger Vorplanung und mehreren Bauabschnitten in Dezember 1927 endlich der neue Kirchenbau der 1905 gegründeten römisch-katholischen St.-Johns-Gemeinde fertiggestellt und eingeweiht. In den USA finanziert sich eine Gemeinde einen Kirchenbau völlig anders als in Deutschland: In Deutschland wird der weitaus größte Teil über Steuergelder finanziert, übrigens auch von denen, die gar nicht Mitglied in einer Kirche sind. Architekten und Künstler werden meist vom Bistum bestimmt oder müssen zumindest von dort genehmigt werden. In den USA, wie in diesem Fall, kam allein die Gemeinde für die Kosten auf, die dafür auch den Architekten (Maginnis & Walsh) und die Künstler auswählte.
Trotz geringer Mittel sparte man keineswegs an der Qualität, denn man wollte hinter den Protestanten, die in Des Moines schon längst prachtvolle Kirchen hatten, nicht länger zurückstehen. Mit dem Entwurf und der Ausführung beauftragte man das renommierte Munich Studio aus Chicago. Ausschlag für die Darstellung des Himmlischen Jerusalem zusammen mit Johannes auf Patmos war vermutlich der Name der Kirche, da man den Evangelisten Johannes gleichsetzte mit der Johannesfigur der Offenbarung. Diese ist hier im roten Gewand der optische Bezugspunkt. Er ist damit beschäftigt niederzuschreiben, was ihm oben ein farbenprächtiger Engel zeigt: das Neue Jerusalem rechts. Dort sieht man zwei kleine Engel, die Stadttore bewachen. Dahinter versammeln sich mittelalterliche Gebäude, auch zwei Kirchen und Kuppelbauten, alles in einem goldbraunen Ton, der die Unterscheidung aus der Ferne etwas erschwert. Die farbigen Edelsteine der Stadt wurden hier nicht dargestellt, man findet sie aufgenommen in der prachtvollen Brustplakette, die der Engel trägt, ebenso in den Farben des Regenbogens über der Stadt.

Nur das Studio, welches dieses Fenster produziert hat, ist bekannt, nicht der Künstler, der den Entwurf beisteuerte. Vergleicht man dieses Fenster mit dem 1930 in Flint (Michigan) eingebautem Buntglasfenster, dürfte es sich um den gleichen Künstler handeln.

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tags: Iowa, USA, Johannes, Munich Studio, The Basilica of St. John in Des Moines, Iowa
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