Die New Church Vineyard in Bryn Athyn in Pennsylvanien gehört zur „General Church of the New Jerusalem“, einem Ableger des Swedenborgianismus. Die New Church Vineyard kümmert sich innerhalb der Gemeinschaft insbesondere um pädagogische und missionarische Belange. Im letzten Jahrzehnt vor dem neuen Jahrtausend hatte man das Thema Jerusalem in vielfältiger Weise in den Mittelpunkt gestellt, es entstanden Gemälde, viele Zeichnungen und sogar eine Torte zum Thema Himmlisches Jerusalem. Zahlreiche Mitglieder der Gemeinde waren damals künstlerisch hervorgetreten, qualitativ bedeutendere Werke kennen wir von Marguerite Leonard Acton, Leon S. Rhodes oder Lisa S. Buss.
Bereits um 1990 entstand eine frühe Zeichnung aus dem Umkreis der New Church. Sie diente dazu, von Kindern oder „young adults“ ausgemalt zu werden. Das weder signierte noch datierte Blatt hat den Titel „John on the Isle of Patmos“ („Johannes auf der Insel Patmos“) und stammt von Robert Gurth Glenn (1913-2004), einem langjährigen und engagierten Mitglied der Gemeinde aus Bryn Athyn. Robert Glenn entwarf vor allem Glasmosaike in Glencairn. Als Neffe von Mildred und Raymond Pitcairn wuchs er in einem Haus am Rande des Geländes der Kathedrale von Bryn Athyn auf. Glenn zeigte schon früh ein Talent zum Zeichnen und Malen. Als er ungefähr dreizehn war, bat ihn Raymond Pitcairn, ein Puppenbett für eine seiner Töchter zu bemalen, wobei er sich von einer Reproduktion des Book of Kells inspirieren ließ. (Das Book of Kells ist eine illuminierte Handschrift der vier Evangelien aus dem 9. Jahrhundert, die von irischen Mönchen geschaffen wurde). Dies war der Beginn von Glenns Faszination für keltische Knotendesigns, die ihren Höhepunkt in einem entsprechendem Glasmosaik für die Decke von Glencairns Great Hall fand.
Bei der ungewöhnlichen Zeichnung des Künstlers ist von der griechischen Insel Patmos wenig zu sehen. Einige Striche skizzieren ein Ufer und das Meer, davor kniet eine etwas verzweifelt wirkenden schwarze Person. Über der Figur lichten sich die Wolken und eine Stadt erscheint, die das Himmlische Jerusalem darstellt. Engel sind weder in der Stadt noch in Begleitung der Person, die dem Titel nach Johannes darstellt, zu sehen. Die Stadtmitte scheint leer zu sein, nur am Rand der Stadt zeichnen sich Umrisse von Häusern ab. Von den Toren sieht man jeweils eines an zwei Seiten, womit die Stadt insgesamt vier Tore hätte.
Claus Bernet: Neues vom Neuen Jerusalem: Kunstwerke ab dem Jahre 2000 (Teil 3), Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 43).
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