Suche
Close this search box.

Leon Rhodes (1916-2006): Modell der heiligen Stadt (um 2000) und Marguerite Leonard Acton (1936-2011): „The Holy City“ (2008)

Dieses Himmlische Jerusalem konnte nach einer im Internet frei zugänglichen Anleitung gebastelt werden. Die Idee und Umsetzung zu der Bastelei stammt ursprünglich von Leon S. Rhodes (1916-2006) aus Bryn Athyn (Pennsylvanien), im Auftrag der amerikanischen Missionsgesellschaft „New Church Vineyard“. The New Church ist eine überkonfessionelle Bewegung, die auf Emanuel Swedenborg (1688-1772) zurückgeht. Die Endzeit und das Neue Jerusalem haben in ihr einen besonderen Stellenwert, wobei Jerusalem auch als pädagogischer Erlebnis- und Erfahrungsort für unterschiedliche Altersgruppen thematisiert wird.
Das Modell sollte, nach Ansicht Rhodes, Kindern unter zehn Jahren an die Idee des Neuen Jerusalem heranführen, selbstverständlich ohne die Schrecken der Apokalypse. In „New Church Vineyard“ wurde es um 2000 in mehreren Spielstunden für Kinder der Gemeinde gebastelt und die Ergebnisse von den Kindern nach Hause getragen. Das vorgefertigte Modell zeigt die vier Seiten der himmlischen Stadt. Die Mauern können nach Lust und Laune bemalt werden, und wer möchte, konnte die Tore ausschneiden und in die Mitte der Stadt eine Kerze stellen.

Leon S. Rhodes: Tunnel to eternity. Swedenborgians look beyond the near death experience, Bryn Athyn 1996. 

 

Die Beschäftigung der New Church mit dem Neuen Jerusalem wurde fortgesetzt. Von Marguerite Leonard Acton (1936-2011), ebenfalls aus Bryn Athyn, stammt eine Zeichnung, die sich im Internet großer Beliebtheit erfreute und in den 2010er Jahren häufig zu finden war. Die Malerei auf Basis von Wasserfarben entstand 2008 für das General Church Office of Education im Zusammenhang der Bebilderung der New Church und wurde im Juni 2008 dort zu einem der zentralen Embleme.
Zwei Figuren, vermutlich wohl links Johannes und rechts ein Engel, sind in einen blauen Wolkenkranz eingeflochten, in dem die himmlische Stadt erscheint. Der quadratische Stadtkörper, dessen Bauten sich über einen Hügel der Stadt nach oben entlangziehen, ist mit einer Ecke zum Betrachter gedreht, so dass er sechs der zwölf Tore sehen kann, in denen große Perlen stehen. Das Fundament der Stadt sind die zwölf Edelsteine in Form übereinander gesetzter Farblinien.

 

„The Holy City“ war so erfolgreich, dass sie später in einer Variante ohne die Figuren für ein Diorama (links) und in einer unbemalten Fassung verwendet wurde. Diese sollte dann von Kindern bemalen werden (rechts).

 

Die Jerusalemsbegeisterung innerhalb der New Church ließ noch ein weiteres ephemeres Kunstwerk entstehen. Es handelt sich um eine Torte, die um 2011 von Frauen der Gemeinde nach der Vorlage oben (Diorama) hergestellt wurde. Es gab kein Rezept, sondern Kreativität und Einfallsreichtum waren gefragt. So wurden für die zwölf Tore Biskuit genommen, die mit einer Glasur zum Glänzen gebracht wurden. Unten zieht sich das Edelsteinfundament in Form bunter Früchte entlang: Erdbeeren, Kiwi, Orangen und Himbeeren auf einem Band weißer Sahne. Die Torte wurde mit einer gefärbten Buttercreme überzogen, in Anlehnung an das Gold der Stadt. Unmittelbar nach Fertigstellung wurde das Kunstwerk verzehrt und hat sich somit nur als Foto erhalten. Kurz darauf, als Internet-Kochrezepte aufkamen, ließen sich auch Rezepte für Jerusalems-Torten finden, fast immer aus den USA.

 

tags: Swedenborg, Ausmalbild, Wasserfarben, USA, Torte, Kuchen, Kuriosität
Share:
error: