Peter S. Ruckman (1921-2016): Apokalypsezyklus (1968)

Als ich in den 1990er Jahren an  der Interpretation des Neuen Jerusalem arbeitete, haben mich niederländische Baptisten erstmals auf den Namen Peter S. Ruckman aufmerksam gemacht. Später kam ich auch in einen brieflichen Kontakt mit dem Prediger und Künstler, der sich zeitlebens immer wieder mit der Apokalypse auseinander setzte. Er ist ein früher Vertreter der Prophetic Art. Nach eigener Angabe hat der christliche Fundamentalist die Bibel über hundert Mal durchgelesen, und ich kann bestätigen, dass Ruckman ein beeindruckendes Bibelwissen hatte. Über siebzehn Jahre hat er an seiner Interpretation der Offenbarung gearbeitet. Sie ist reichlich illustriert, vor allem mit endzeitlicher Thematik: Das Himmlische Jerusalem erscheint über der Erde, zusammen mit Johannes und dem Engel, sowie als eine Art doppelte Pyramide oder riesiger Diamant (S. 377 siehe oben, dann auch S. 373, und 379). Alle diese und weitere Zeichnungen wurden später 1993 in seiner Ruckman-Apokalypse veröffentlicht. Die meisten Illustrationen und alle mit dem Neuen Jerusalem entstanden im Jahr 1968, Ruckman erinnerte sich: „Ich spürte wie man sich als Werkzeug Gottes fühlt, tagelang gab ich den Pinsel nicht aus der Hand. Es waren wirkliche Visionen, ich sah das Feuer der Hölle und das Gold der Stadt, ich hörte Schreie und die Musik von Engeln, ich fühlte und durchlebte das alles beim Malen, ohne dass ich eigentlich merkte, was ich da gemalt hatte. Schon von Beginn an wollte ich ein Werk zur Apokalypse daraus machen, doch es war ein langer Weg. Einige der frühen Illustrationen wurden bei Bibelfestivals und Gottesdiensten verwendet, auch in Zeitschriften. In den 1970er Jahren hatte ich eine Phase, in der wieder ein Großteil von Apokalypse-Bilder entstanden, und bis Anfang der 1990er Jahre kam es dann hin und wieder zu Ergänzungen.“
Peter S. Ruckman war ein unabhängiger Prediger der Baptisten, der das Pensacola Institute in Florida gegründet hatte. Sein Welt- und Glaubensbild war stark von der Wiedergeburt, der Endzeit sowie von Himmel und Hölle und dem Kampf zwischen ihnen geprägt. Auch vertrat er die wortwörtliche Schriftauffassung, was bei seinen figürlichen Illustrationen zum Ausdruck kommt. Über 10.000 Werke zur Bibel sind so im Laufe der Jahrzehnte von Ruckman angefertigt worden, der u.a. selbst bei Gottesdienst gleichzeitig predigte und malte.

Fassung 1993, S. 333, 335, 357, 373, 379, 383 (2), 385.

Laut Ruckman ist die Illustration mit der doppelten Pyramide der Schlüssel zu seinem Apokalypsezyklus. Verstünde man diese, dann würde man auch alle anderen Zeichnungen wie von selbst verstehen. Ruckman fügte oben zwei menschliche Hände ein, die die Hände Gottes darstellen sollen. Dieses Motiv ist alt, man findet es bereits in der Renaissance. Die Stadt präsentiert sich dabei wie ein Geschenk und auch soll so der Segen Gottes zum Ausdruck kommen. Die Stadt hat im Zentrum einen grünen Balken, der das Fundament der Stadt darstellt. Es ist mit drei Perlen besetzt. Die untere Seite der Pyramide ist mit Farbpunkten bedeckt, es sind die Edelsteine der Stadt. Die obere Seite ist allein aus Gold. Ruckman führt dazu aus: „Die Länge, Breite und Höhe der Pyramide sind gleich hoch. Sie hat in etwa die Größe, wie es in der Offenbarung angegeben ist. Umzogen ist sie mit gleißendem Licht, das aus dem Inneren kommt. Seinen Ursprung hat das Licht in Gott, also von oben, und ich hoffe, man kann etwas von dem Schwung und der Bewegung sehen, mit dem die Stadt herniederfährt.“
Unten ist die alte, vergehende Erde dargestellt. Die niedergehende Pyramide schlägt da ein, wo sich geographisch Moskau befindet. Das ist kein Zufall, denn in den 1960er Jahren galt die Hauptstadt des Kommunismus als Hort des Atheismus und des Bösen. 

Peter S. Ruckman: The Book of Revelation, Pensacola (1970).
Peter S. Ruckman: Ruckman’s apocalypse, Pensacola 1993.

 

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