Clemens Hillebrand (geb. 1955): St. Kastor zu Koblenz (1990)

Die im Kern romanische Kirche St. Kastor in der Nähe des Deutschen Ecks, am Zusammenfluss von Rhein und Mosel, wurde 1944 zerstört, wobei auch die alten Innenmalereien verlustig gingen. Seitdem blieben die meisten Wände des Kircheninneren weiß. Ende der 1980er Jahre entschloss man sich im Rahmen umfangreicher Restaurierungsarbeiten am Gebäude zu einer Bemalung der Triumphbogenwand zum Chorhaus über dem Opferaltar. Die Neuausmalung wurde dann von Clemens Hillebrand (geb. 1955) aus Köln bis 1990 als Fresko ausgeführt.
Hinter vier Säulen erblickt man eine gewaltige Architekturkulisse. Die labyrinthartige Stadtdarstellung erinnert ebenso an Piranesis „carceri“ wie an Maurits C. Eschers Labyrinthe. Aus dem Kirchenschiff ist von unten nicht leicht zu erkennen, dass die Säulen, die drei Bögen, die Stufen und selbst der Schlussstein des Chores unter dem Lamm Gottes aufgemalt sind. Hinter dieser Illusionsmalerei erscheint also eine imaginäre Stadt. Diese ist auf einem Felsen erbaut, zu erkennen sind auch die Stadtmauern und die Tore. Strahlend weiß, umgeben von einem blauen Nimbus, ist das Agnus Dei gut auch von weitem zu sehen. Allerdings befindet es sich nicht in, sondern vor der Gottesstadt. Darunter, auf dem imaginären Schlussstein, ist nochmals die Kirche St. Kastor im heutigen Zustand aufgemalt, um einen Rückbezug auf die im Schiff versammelte Gemeinde zu formulieren.

Das Fresko passt sich ausgesprochen gut in den geschichtsträchtigen Kirchenraum ein, der trotz Kriegszerstörung auch heute die meisten und wertvollsten Kunstwerke aller Koblenzer Kirchen versammelt. Bemerkenswert ist, dass an der Stelle des Freskos von Clemens Hillebrand sich schon um 1600 eine Darstellung des Jüngsten Gerichts in „leuchtenden Farben“ befand, was nun im 20. Jahrhundert thematisch wieder aufgenommen wurde.

Karlheinz Erben: Basilika St. Kastor, hrsg. von der Katholischen Kirchengemeinde St. Kastor, Koblenz 1992.
Karlheinz Erben: Basilika St. Kastor – 25 Jahre Restaurierung, Koblenz 2004. 

 

tags: Clemens Hillebrand, Koblenz, Rheinland-Pfalz, Fresko
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