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Gudrun Baudisch (1907-1982): Porta Clausa aus der Mariahilfkirche in Bregenz (1930)

Die Bregenzer Mariahilfkirche wurde ab 1916 als Heldendankkirche zum Ersten Weltkrieg konzipiert und von 1925 bis 1931 erbaut, jetzt als als Pfarrkirche für die Bregenzer Ortsteile Rieden und Vorkloster unter Pfarrvikar Dr. Johannes Schöch. Unter seiner Leitung wurde aus dem Bau immer deutlicher eine Marienkirche. Gudrun Baudisch gestaltete als junge Künstlerin im Auftrag des Architekten der Kirche, Clemens Holzmeister, von Oktober bis November 1930 den Deckenfries. Die junge Dame erregte Aufsehen, als sie in Arbeiterkleidung rauchend auf dem Gerüst arbeitete. Baudisch arbeitete mit Holzmeister auch weiterhin zusammen, etwa im Salzburger Festspielhaus, der Wiener Gedächtniskirche oder dem Regierungsviertel von Ankara. Sie heiratete später einen deutschen Offizier, arbeitete dann vor allem als Keramikerin in Berlin, Hallstatt und in Gmunden. In Bregenz geht übrigens noch die Madonna-Statue auf einen Entwurf der Künstlerin zurück, den Hans André ausführte.
Die Symbole Mariens sind das zentrale Motiv der Decke, die noch Reste des Jugendstils mit expressiver Sprache vermengt. Man orientierte sich dabei auch an Bourasse´s zwölfbändigem „Summa aurea de laudibus Beatissimae Virginis Mariae“ aus dem Jahr 1862. Baudisch führte, zusammen mit dem Bildhauer Karl Jamöck, zwölf Symbole aus, welche sich oval um eine mittige Deckenmalerei ziehen. Aus der Kirchenchronik ist unter dem 26. Oktober 1930 zu entnehmen: „Verhältnismäßig einfach ging es bei der Ausstattung des Deckenkranzes mit Stuckaturen. Die Mäander-Umfassungen wurden im August und September von Meister Fink, seinen 3 Söhnen und Aug. Erath ausgeführt und seit Anfang September weilte hier der Modelleur Karl Jamöck aus Wien, um auf Grund der von Frl. Gudrun Baudisch, Unzmarkt-Wien, vorgelegten Reliefentwürfe, die Felder des Mäanders (der auch von der Künstlerin entworfen war) mit den handmodellierten Kalkstuckaturen zu beleben. Ab Mitte September bis 10. Oktober war auch Gudrun Baudisch hier und entwarf oder verbesserte in ihrem Arbeitsraum in der Sakristei die Lehmvorlagen für die 12 großen und 12 kleinen symbolischen Reliefs, vielbestaunt von der Schuljugend, wegen ihrer leichten Hand beim Entwerfen, mehr noch wegen ihres Arbeitsanzuges mit langen, blauen Maurerhosen und ihres unablässigen Zigarettenrauchens. Nicht so rasch wie bei ihr ging es bei der zähen Feinarbeit, die Meister Carl Jamöck, ein ernster Fachmann und wohl der beste Österreichs (‚Zauberer‘ nannte ihn ein Bub, der ‚Künstler‘ sagen wollte) in froher Zusammenarbeit mit seinem Riedener Gehilfen Alexander Keclik leistete. Bei manchen Feldern brauchte er über eine Woche, andere waren in 4 Tagen beendet.“

Eines der Symbole zeigt die verschlossene Pforte. Ungewöhnlich ist dort der Schmuck der Türaußenflügel. So finden sich oben zwei gegenüber gestellte Tauben; darunter wurden neogotische Reliefs eingefügt, die an Fischblasen erinnern. Noch weiter unten findet man mehrere Christusmonogramme. Ganz unten haben beide Künstler ihr eigenes Monogramm diskret eingefügt, links befindet sich das ineinander geschobene „GB“ von Gudrun Baudisch.

Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio Vorarlberg, Wien 1983, S. 67-68.
Otto Wutzel (Hrsg.): Gudrun Baudisch: Keramik, von der Wiener Werkstätte zur Keramik Hallstatt, Linz 1980.

 

tags: Österreich, Vorarlberg, Porta Clausa, Lauretanische Litanei, Stuck, Deckenfries, Expressionismus, Taube, Christusmonogramm
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