1960 wurde von dem Künstler Elmar Hillebrand (1925-2016) ein Schrein aus Schiefer, Marmor und Bronze geschaffen und im Januar 1961 in der Krypta der Propsteikirche St. Pankratius in Oberpleis, einem Stadtteil von Königswinter am Rand des Siebengebirges, aufgestellt. Freunde mystischer Stimmung kommen hier auf ihre Kosten: In der Unterkirche herrscht bei trüber Beleuchtung eine morbide Stimmung, so gut wie fast immer ist man mit den Toten alleine und kann über den Sinn des Lebens sinnieren.
Der Schrein aus Bronze birgt die Reliquien der Heiligen Felicitas, die nach der Säkularisation aus der Bonner Schlosskirche nach Oberpleis überführt worden waren, sowie Reliquien aus einem Heisterbacher Altar, der um die gleiche Zeit nach Oberpleis kam. Die Heilige Felicitas starb der Legende nach 166 n. Chr. gemeinsam mit ihren sieben Söhnen Januarius, Felix, Philippus, Silvanus, Alexander, Vitalis und Martialis den Märtyrertod. Die Fanatikerin forderte zuvor ihre Söhne auf, standhaft zu bleiben, und sah deren Tod mit an, bevor sie selbst enthauptet wurde. Nach römisch-katholischer Lehre kamen die Toten ohne Gericht direkt in das Neue Jerusalem und erfreuen sich dort des ewigen Lebens. Bestattet wurde Felicitas natürlich nicht in Oberpleis, sondern in der römischen Maximus-Katakombe an der Via Salaria. Felicitas wurde in der katholischen Kirche dann Patronin der Frauen und Mütter sowie der Fruchtbarkeit.
Elmar Hillebrand hat in seinem reichhaltigen Schaffen hier erstmals das Thema des Neuen Jerusalem aufgegriffen. Sein Kunstwerk zeigt im hinteren Drittel auf der rechten Seite des Schreindeckels ein entsprechendes Bild aus der Apokalypse: das Himmlische Jerusalem, die Stadt, die weder des Sonnen- noch des Mondlichtes bedarf und deren einzige Lichtquelle das Lamm ist (Johannesoffenbarung Kap. 21, Vers 23). Dieses Zitat war für den Künstler Anregung für den Felicitas-Schrein, wobei er für die Stadtdarstellung eigene Lösungen fand. Ungewöhnlich ist die Betonung der Ecken durch vier verschiedene Türme, ohne die Eingänge/Tore der Stadt zu zeigen. Ebenfalls ungewöhnlich sind die vier Strahlenbündel, die vom Gotteslamm in der Stadtmitte zu den Türmen gehen. Dazwischen schiebt sich eine traditionelle Stadtlandschaft mit zahlreichen weiteren, aber kleineren Türmen. Das Ganze schwebt auf Wolken, die sich vereinzelt durch das Bild ziehen.
Elmar Hillebrand: Plastiken, Zeichnungen. Eine Dokumentation zur 8. Stallausstellung im Hause van der Grinten, Kranenburg, Niederrhein, 21. September bis 19. Oktober 1969, Kleve 1969.
Innenausstattung im Kirchenraum: Elmar Hillebrand, in: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 24, 1971, S. 320-321.