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Hans Strigel der Ältere: Fresko in Zell im Allgäu (um 1450)

Im Jahr 1893 wurden in der römisch-katholischen Filialkirche Sankt Bartholomäus in Zell in der Nähe von Oberstaufen im Allgäu im Chorraum Fresken freigelegt, die dann von Locher Bonifaz von 1895 bis 1896 restauriert wurden. Man findet sie an der Rückseite des Chorbogens, so dass während der Messe oder anderer Veranstaltungen das Fresko von den Geistlichen, nicht aber von der Gemeinde gesehen werden konnte. Entstanden sind die Malereien etwa um die Mitte des 15. Jahrhunderts, damit ist es heute die älteste Darstellung eines Himmlischen Jerusalem im Allgäu. Zugeschrieben werden sie Hans Strigel dem Älteren, dem Begründer der Memminger Schule und der Künstlerfamilie Strigel.

Auf der linken Triumphbogeninnenwand sieht man eine goldfarbene, einfach gehaltene Pforte des Himmlischen Jerusalem. Ihre übereinander gesetzten Fenster ähneln Arkaden; ursprünglich schauten aus ihnen Gerettete heraus, die heute verblasst bzw. verloren sind. Weitere Gerettete findet man noch im unteren Bereich, wo die Toten aus ihren Gräbern auferstehen. Geweckt werden sie von mehreren Posaunen von Engeln im oberen Bereich, die zum Teil auch, zusammen mit Geretteten, hinter den Zinnen des Neuen Jerusalem stehen. Dominiert wird die Szene von einer gewaltigen Petrusfigur samt Schlüssel. Um ihn sind Gerettete versammelt, die eigenartigerweise nicht zur halb geöffneten Pforte streben, sondern sich an ihn wenden, ihn zum Teil anflehen, fast anbeten. Auch Petrus selbst blickt hier keineswegs in Richtung der Stadt, sondern im Gegenteil, er wendet sich sogar vom Himmlischen Jerusalem ab und scheint sich auf den Betrachter zuzubewegen, anstatt umgekehrt.

Klaus Wankmiller: Meisterwerke der Extraklasse, St. Bartholomäus in Zell bei Oberstaufen, in: Das schöne Allgäu, 78, 8, 2015, S. 54-56.
Enikő Zsellér: Die Künstlerfamilie Strigel. Studien zur spätgotischen Malerei in Memmingen, Petersberg 2017.

 

tags: Allgäu, Bayern, Spätmittelalter, Petrus, Chorraum, Posaune
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