Robert Ray Vaughn (1897-1986): Biblische Lehrtafeln (um 1955)

Anfang der 1950er Jahre setzte sich Robert Ray Vaughn (1897-1986) mit dem Himmlischen Jerusalem auseinander, was zu den beiden Arbeiten „In hope of new Jerusalem“ und „The city made of gold“ führte. Sie entstanden als Lehrmaterial für die Sonntagsschule für Kinder im Alter von 8 und 9 Jahren an der College View Baptist Church in Denton, Texas. Die Malereien auf Holztafeln der Größe 71 x 50 Zentimeter gehören zu 23 Werken der Robert Ray Vaughn Collection, einer der Sondersammlungen der University of North Texas.

Beide Werke sind um 1955 geschaffen worden, aus inhaltlichen Gründen steht „In hope of new Jerusalem“ vor der anderen Arbeit. Auf dieser wurden auch Bibelverse eingeschrieben, nämlich Offenbarung Kap. 21 und 22; Jesaja Kap. 60, Vers 8; und 2. Korintherbrief Kap. 2, Vers 9. Diese findet man um das Himmlische Jerusalem links gesetzt. Dieses Jerusalem ist quadratisch, in ihm finden sich zwölf weiße Engel. Markant sind die rechteckigen Streifen, die die Wohnblöcke der Stadt markieren und auch an das israelitische Lager erinnern. Unten findet man den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis, dazwischen fließt der Strom des Lebens aus der Stadt nach unten. Nicht weit davon steht links der Titel des Bildes, rechts „city of gold“.

Die zweite Tafel „The city made of gold“ ist ähnlich gehalten, verweist aber auf andere Bibelverse: Korintherbrief Kap. 2, Vers 9; Johannes Kap. 14, Vers 2 und Offenbarung Kap. 21, Vers 22. Die Farben sind kräftiger, die Häuserzeilen etwas anders geordnet, nämlich nicht mehr vertikal durchbrochen. Auch hier findet man die beiden Titel, leicht geändert zu „city made of gold“.
Robert Ray Vaughn war gebürtiger Texaner und arbeitete in erster Linie als Pastor der Baptistenkirche; seine Kunst diente ausschließlich der Illustration religiöser Thematik. Sie sollte vor allem Kinder ansprechen, Vaughn hat daher auch Humor und kindgerechte Thematik, wie Tiere oder eine geeignete Schrift, eingesetzt. Die Werke gehören zu der Gruppe „malende Priester“, die vor allem in den USA zahlreiche Vertreter hervorgebracht hat. Auffällig oft ist das Neue Jerusalem als Thema gewählt worden, vielleicht auch wegen seiner Bildmächtigkeit und klaren Beschreibung nach der Johannesoffenbarung, was leichter als Themen wie Ostern, Auferstehung oder Parusie darzustellen ist.
Die Arbeiten von Robert Ray Vaughn überleben dank eines Familienmitglieds, das als Künstler einen Wert in diesen Arbeiten sah und sie jahrelang aufbewahrte. Sie gingen dann an die nächste Generation über. Ein weiteres Familienmitglied, ebenfalls eine Künstlerin, schätzte nicht nur die Arbeit ihres Großvaters, sondern auch seine Vision und erlaubte, dass sie zum ersten Mal seit mindestens einer Generation wieder in der Öffentlichkeit ausgestellt wurden und heute Kirchenhistoriker wie Kunstfreunde inspirieren, vielleicht auch zu neuen Werken anregen.

 

Beitragsbild: University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu; crediting UNT Libraries Special Collections.

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