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Ukrainische Weltgerichtsikone (1575-1600)

Radelychi ist ein kleines Dorf in der ukrainischen Oblast Lwiw/Lemberg. In der Mitte des Dorfes befindet sich die historische Holzkirche des Heiligen Kreuzes mit einer 207 x 149 Zentimeter großen Weltgerichtsikone aus dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts. Die Arbeit wird heute im Nationalmuseum von Lemberg aufbewahrt, welches inzwischen gut zwanzig Ikonen mit Darstellungen des Himmlischen Jerusalems aufbewahrt.
Das Himmlische Jerusalem erscheint auf dieser Ikone in der Ecke oben links auf einer Größe von 35 x 35 Zentimeter. Die rechteckigen Kästchen haben nur indirekt mit der Stadt zu tun. Sie ziehen sich am linke Rand über zwei Meter nach unten. In ihnen werden gerettete Seelen von Engeln wie in einem Fahrstuhl aus der Hölle bzw. dem Fegefeuer nach oben in die rettende Stadt gebracht (Typus Fahrstuhlikone). Von der ist allerdings noch nicht viel zu sehen. Vor einer beigen Wand haben sich Engel und Heilige versammelt. Im Hintergrund ist über der Mauerkante etwas von der Architektur der sich dahinter liegenden Stadt angedeutet. Besonders prachtvolle Gebäude sind es nicht, sondern links und rechts die Dachzonen zweier Wohnbauten. Für den heutigen Betrachter mögen diese Steinbauten nichts Besonders darstellen, die damaligen Gläubigen lebten auf dem Land jedoch meist in einfachen Holz- und Lehmhütten und betrachteten solche Ikonen mit anderen Augen. Zwischen den Bauten befindet sich kein drittes Gebäude, sondern eine überdimensionierte Zinne der Stadtmauer. 

Марта ФЕДАК: АСТРОНОМІЧНІ МОТИВИ В УКРАЇНСЬКОМУ ІКОНОПИСІ, in: Українське небо. Студії над історією астрономії в Україні, Підстригача 2014, S. 211-225.
Claus Bernet: Ikonen des Weltgerichts, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 37).

 

tags: Ukraine, Weltgericht, Holzkirche, Nationalmuseum Lemberg
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