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Weltgerichtsikone aus Russland (17. Jh.)

Eine farblich dunkel gehaltene Weltgerichtsikone entstammt einer belgischen Privatsammlung und sollte erst für 80.000 Euro, wenige Monate später 2019 für 150.000 Euro versteigert werden, wofür jedoch, wie bei Mondpreisen öfters, kein Käufer gefunden werden konnte. Aus verschiedenen Gründen ist es für Aktionshäuser attraktiv, sich mit hohen Preisangaben zu überbieten. 2021 wurde der Schätzpreis auf 300.000 Euro angehoben. Da ich selbst Erfahrung mit Kunstauktionen besitze, vermute ich, dass der tatsächliche Preis bei circa einem Zwanzigstel davon liegen wird, zzgl. Steuer, Gutachter, Zertifikate, Auktionsgebühr, Folgerechtsabgaben und Versicherungsentgelt.
Die Größe des Kunstwerks auf Temperabasis beträgt 145 x 122 Zentimeter. Das sakrale Objekt kam in Russland im 17. Jh. zur Ausführung, sicher im Umkreis einer russisch-orthodoxen Kirche oder eines Klosters. Diese Ikone soll den Betrachter bildlich an die Vergänglichkeit des irdischen Lebens sowie an das letzte Urteil über das Seelenheil, welches über ewige Verdammnis oder himmlischen Lohn entscheidet, erinnern und mahnen. Dazu wurde oben links das Himmlische Jerusalem angebracht, auf einem Ausschnitt der Größe 46 x 43 Zentimeter. Das besondere dieser Ikone ist, dass das Himmlische Jerusalem am oberen Abschluss bereits durch acht übereinander gesetzte Arkaden dargestellt ist, darunter aber klar abgegrenzt in herkömmlicher Weise als Himmelspforte mit angrenzendem Mauerwerk präsentiert wird. Die Pforte steht offen, von unten bringen Engel weitere Menschen in die Stadt, über ein Band, welches sich am linken Rand der Ikone bis zum Paradies unten links entlangzieht (Typus Fahrstuhlikone). Zur rechten Seite ist die Stadt durch ein blaugrünes Wolkenband abgegrenzt, hinter dem sich mehrere Heilige aufgestellt haben. Sie stehen zwischen dem bereits erwähnten Haupttor und einem zweiten, kleineren Tor oben rechts. Direkt darüber ist ein kleiner Bau mit Dreiecksgiebel gesetzt, in dem drei Heilige versammelt sind. Weitere Heilige sind in den Arkaden versammelt, die im Erdgeschoss rosa, im ersten Stock blaugrün gefärbt sind.

Icona, volto del mistero. 1. Grabar‘ di Mosca: Brescia, Palazzo Martinengo… 14 settembre – 10 novembre 1991, Milano 1991.
Russian art, part 1. 27 April 2018, 12.00 Uhr, Hargesheimer Kunstauktionen Düsseldorf, Düsseldorf 2018. 

 

tags: Weltgericht, Russland, Privatsammlung, Auktion, Arkaden
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